Der Autor ANDREAS JUNGWIRTH

Vita

Andreas Jungwirth | © David Baltzer Bildbuehne.de

Andreas Jungwirth wurde 1967 in Linz geboren. Er studierte Germanistik und später Schauspiel in Wien. Nach Engagements an verschiedenen Theatern rief er mit dem Komponisten Wolfgang Heisig das Kleintheater „Zwirn“ mit Dada-Texten und neuer Musik ins Leben. Seit 1996 arbeitet er als Theater- und Hörspielautor, schreibt Jugendbücher und Romane. Seine Theaterstücke wurden u.a. am Landestheater Linz, Theater Konstanz, Theater Phönix, Staatstheater Kassel, Staatstheater Darmstadt, Schauspielhaus Wien, Thalia Theater Hamburg, Puppentheater Magdeburg aufgeführt. Hörspiele entstanden für den ORF, WDR, Deutschlandfunk Kultur, NDR und MDR. Nach zwanzig Jahren in Deutschland lebt er seit 2010 wieder in Wien. Neben seiner Tätigkeit als Autor arbeitet er für ORF/Ö1 als Hörspielregisseur und Moderator (Hörspielgala und radiophone Werkstatt) und widmet sich mit großer Leidenschaft der Literaturvermittlung an Jugendliche. Mehr siehe Website

Andreas Jungwirth war 2005 einer der ersten Teilnehmer beim Berliner Kindertheaterpreis 2005




Von der Leidenschaft für das Theater zum renommierten Hörspielautor

Andreas Jungwirth sagt von sich selbst: „Ich war keiner, der mit 12 seinen ersten Roman schrieb und wusste, dass er Autor werden wollte.“ Was ihm nicht davon abhielt, seit Jahren als sehr erfolgreicher Hörspielautor zu arbeiten. Trotz seines Erfolgs im Hörspiel, gehört Andreas Jungwirths Leidenschaft ganz eindeutig dem Theater.
 Er, der auch gelernter Schauspieler ist, schrieb auch die Programme seines Kleinkunsttheaters, später dann auch Theaterstücke, v.a. Romanadaptionen für die Bühne.  Seiner Meinung waren das aber alles lediglich „Gebrauchstexte“. 
Aus einem dieser Texte „entstand mein erstes Hörspiel ‚Madonnenterror‘, das sofort vom ORF angenommen und mit hervorragenden Schauspielenden umgesetzt wurde. Das motiviert natürlich sehr, wenn man sieht, wie etwas sofort und sehr gut umgesetzt wird.“ Und damit war der Grundstein für seinen schriftstellerischen Schwerpunkt – dem Hörspiel – gelegt, bei dem er auch mitunter Regie führt. 
 Dennoch: Die Leidenschaft für das Theater blieb. 2024 schrieb er auch wieder kurze Stücke für das Magdeburger Puppentheater und als die Einladung zur Jubiläumsausgabe des Berliner Kindertheaterpreises kam, war er mehr als beglückt und sagte begeistert zu. Immerhin konnte er schon 2005 beim Berliner Kindertheaterpreis die Erfahrungen in den Praxisworkshops sehr schätzen, so auch jetzt wieder: „Es war eine unglaubliche Erfahrung, mit Schauspieler*innen an einem unfertigen Text zu arbeiten. Der Input, den man dabei erhält, ist enorm. Wie ein Text auf der Bühne funktioniert, lässt sich auf dem Papier nur bedingt nachvollziehen. Die Auseinandersetzung mit den Schauspielenden war daher von großer Bedeutung. Eigentlich sollte jeder Text von Schauspielenden gelesen werden. Oft gehe ich als Autor davon aus, dass alles gesagt und aufgeschrieben werden muss, damit es verstanden wird. Doch die Schauspielenden zeigen, dass dem nicht so ist. “ 

Ist es egal, für wen er schreibt, gibt es Unterschiede zwischen Kindertheater und Theater für Erwachsene? 

„Ich denke, im Grunde ist das egal. Ein Thema beim Workshop war, ob man Kindern eine Kinder- oder Jugendsprache mitgeben sollte, die ich nur schwer imitieren kann. Man kann jedoch eine allgemeine Sprache finden, ohne so zu tun, als ob. “ 

Ist das Setting unseres Wettbewerbs nicht eine Zumutung für Autor*innen? 

Lutz Hübner beschrieb, dass das sich Aussetzen einer Gruppe, dazu noch mit einem ersten Entwurf seines Textes, eigentlich für einen Autor/Autorin eine Zumutung wäre, wie es in den Praxisworkshop des Berliner Kindertheaterpreises vorgesehen ist. Aber er meinte auch, wenn man sich darauf einlässt, ist es die Zumutung eine sehr lohnende. 
„Die Angst vor Konkurrenzsituationen verfliegt schnell. Vor 20 Jahren war das noch anders. Heute freue ich mich sehr darauf. Ich glaube auch, dass sich der Begriff des Autors in den letzten 20 Jahren verändert hat. Das Schreiben im Elfenbeinturm hat abgenommen, es gibt mehr Schreibkollektive und Theater werden ja inzwischen auch von Leitungskollektiven organisiert. Es ist immer großartig, mit denen zusammenzuarbeiten, die dein Stück auf die Bühne bringen. Hier macht das absolut Sinn, anders als bei einem Roman. Ich habe immer schon die Auseinandersetzung gesucht, aber es ist ein Unterschied, ob dich eine einzelne Person oder eine ganze Gruppe beurteilt.“

Und wie kommen die Texte und Ideen zu dir, wie kann man sich deine Art des Schreibens vorstellen?

„Ich habe gelernt, mir ein Konzept zu erstellen. Am Anfang schrieb ich einfach drauflos und musste viele Umwege und Tage der Verzweiflung erleben, weil ich den Eindruck hatte, dass nichts aufging. Irgendwann lernte ich, dass ein Konzept hilfreich ist. Daher habe ich nie das Problem, vor einem leeren Blatt zu sitzen, da ich vorher schon ein Konzept habe. Über 40 Seiten Konzept für einen Roman – ich brauche das.“

Du beherrschst diverse literarisches Genres und Gattungen, wie entscheidest du dich für welches? 

„Vor drei Jahren veröffentlichte ich den Roman ‚Im Atlas‘. Den Stoff hatte ich vorher als Hörspiel ausprobiert, um die Figuren zu testen. So konnte ich sehen, was funktionierte. Und da ich schon immer einen Roman schreiben wollte, war das sehr hilfreich. Das Hörspiel diente als Konzept für den Roman. Beim Schreiben entstand dann noch viel mehr.“ Und er ergänzt: „Ich verstehe nicht, wenn Autor*innen sagen, dass die Figuren ein Eigenleben entwickelt haben und sich die Geschichte von selbst schrieb. Dafür habe ich kein Verständnis und ich glaube es ihnen auch nicht! (…) Ich glaube, Schreiben hat etwas mit Entscheidungen und Kontrolle zu tun. Das zu begreifen, ist ein Teil dessen, was ich vermittle. Diese Entscheidungsfreude – wenn ich es schaffe, diese Freude am Gestalten des Schreibens zu vermitteln, dann machen die Leute auch mit dem Schreiben weiter.“

Was brauchen junge Menschen, um zu schreiben?

„Ich biete jungen Menschen gerne an, mit ihnen über ihre Texte zu sprechen. Das mache ich gerne und sehr ausführlich. Ich setze mich wirklich mit ihren Texten auseinander. Das ist sehr hilfreich für junge Autor*innen.“ 


Der Berliner Kindertheaterpreis ist ein Wettbewerb von GRIPS und GASAG