20 Jahre Berliner Kindertheaterpreis

Eine Erfolgsgeschichte – am 7. Mai 2025 wird gefeiert!

Mit dem Ziel, neue, leidenschaftliche und humorvolle Autorinnen und Autoren für das zeitgenössische Kindertheater zu finden, wird seit 2005 der Wettbewerb Berliner Kindertheaterpreis gemeinsam von GRIPS und seinem Partner GASAG AG im gesamten deutschsprachigen Raum im Zwei-Jahres-Turnus ausgeschrieben.

2005 war die GASAG auf der Suche nach einem weiteren kulturellen Projekt mit dem Schwerpunkt Nachwuchs, parallel hatte das GRIPS schon die Idee eines Nachwuchswettbewerbs für Autorinnen für das Kindertheater entwickelt – ein mehr als glücklicher Zufall. Aus der Partnerschaft zweier doch sehr ungleicher Häuser zu Beginn hat sich sehr schnell eine kreative und produktive Freundschaft entwickelt, in deren Mittelpunkt der künstlerische Prozess steht. Ohne das auf Langfristigkeit angelegte Sponsoringkonzepts der GASAG wäre die Entwicklung und das gemeinsame aneinander Wachsen nicht möglich gewesen. Ein Verdienst auch von Birgit Jammes, die Sponsoringreferentin der GASAG, die den Wettbewerb sowie die Theaterschaffenden von Beginn an begleitet und gemeinsam mit dem GRIPS an Modifikationen gearbeitet hat, um die Bedingungen für den kreativen Prozess stetig zu verbessern.

„Der Berliner Kindertheaterpreis ist längst mehr als nur ein Wettbewerb: Er ist eine lebendige Brücke in die Zukunft des Kindertheaters. Viele der Preisträgerinnen schreiben noch immer für das Kindertheater – einige auch weiter für das GRIPS Theater“, so GRIPS-Leiter Philipp Harpain. „Unser Ziel war es von Anfang an, neue Stimmen für das Kindertheater zu gewinnen und ihnen eine Plattform zu bieten. Dass dies nun seit zwanzig Jahren Bestand hat, zeigt, wie nachhaltig unser Ansatz ist.“
„Wir fördern das GRIPS Theater voller Überzeugung, weil das GRIPS mit seinen Stücken für Kinder und Jugendliche für großartige Theaterarbeit steht“, so Georg Friedrichs, Vorstandsvorsitzender der GASAG bei der Preisverleihung 2023. „Wir haben mit dem Berliner Kindertheaterpreis eine Zusammenarbeit gefunden, die auf Vertrauen und Respekt beruht und auf Augenhöhe geführt wird.“

Workshop-Impressionen_1:
Intensivaustausch zwischen Dramaturgie, Theaterpädagogik, Schauspielenden und den fünf Autor*innen der Jubiläumsausgabe
© David Baltzer | Bildbuehne.de

Was aber macht diesen Wettbewerb so erfolgreich?

Um praxistaugliche Stücke für die Bühne zu bekommen, war von Beginn an klar, dass man den Autorinnen Einblicke in den Praxisalltag eines Kindertheaters mitgeben muss, so kam es zu der Idee und Konzeption, den Schreibprozess durch gemeinschaftliche Workshops mit den unterschiedlichen Gewerken zu flankieren. Herausgekommen ist ein umfassendes Förderprogramm für Autorinnen: In einem Jahr finden die Workshops statt, im darauffolgenden Jahr wird der Preis vergeben.

Die Autor*innen durchlaufen eine intensive Begleitung, wobei ihnen das gesamte Theater zur Verfügung steht – von der ersten Idee über Klassenbesuche mit der Theaterpädagogik und praktischer Dialogarbeit mit den Schauspielenden bis hin zu Gesprächen mit Expert*innen zu Kindheit, mit der Regie, mit der Dramaturgie und mit der Theaterpädagogik. 

Dass das Konzept aufgeht, zeigt die Praxis: Mit dem Berliner Kindertheaterpreis wurden u. a. Esther Becker, Milena Baisch, Kirsten Fuchs, Kristo Šagor, Thilo Reffert, Jan Friedrich, Carsten Brandau und Reihaneh Youzbashi Dizaji ausgezeichnet. Das ist nur eine kleine Auswahl ehemaliger Teilnehmer*innen, deren Stücke bundesweit von den Kinder- und Jugendtheatern gespielt werden. Im aktuellen GRIPS-Repertoire sind Stücke von Milena Baisch, Kirsten Fuchs und Manuel Ostwald. 

Workshop-Impressionen 2: Szenische Probe mit Regine Seidler und Eike NA Onyambu – mit dem Text von Vera Schindler (links),
© David Baltzer | Bildbuehne.de

Anpassungen und Weiterentwicklungen im Lauf der Jahre

Insbesondere die Teilnahmebedingungen wurden immer wieder modifiziert. Zu Beginn lag der Fokus auf „Nachwuchs“, sprich jede*r konnte teilnehmen mit Textproben, lediglich das Höchstalter von „unter 40 Jahren“ war eine Beschränkung. Um mehr künstlerische Freiheiten für die Autor*innen zu bekommen, wurde unter der künstlerischen Leitung von Stefan Fischer-Fels die Altersbeschränkung abgeschafft. Dazu wurde auch kein Thema, wie es in den ersten Jahren der Fall war, mehr vorgegeben.
GRIPS-Leiter Philipp Harpain und Dramaturgin Ute Volknant definierten dann den Begriff „Nachwuchs“ neu: Gemeint waren ab 2016 Autor*innen, für die das Schreiben für das Kindertheater neu war. 
Um konkreter und direkter bereits etablierte Autor*innen neu für das Genre Kindertheater zu begeistern, wurden Fachleute aus unterschiedlichen Institutionen eingeladen, deutschsprachige Autorinnen und Autoren für die Teilnahme am Wettbewerb vorzuschlagen. 

Workshop-Impression:
Reihaneh Youzbashi Dizaji und Tamara Bach beobachten die Schauspielenden Marcel Herrnsdorf und Lisa Klabunde . © David Baltzer | Bildbuehne.de

Vorschlagsberechtigt waren zuletzt bei der Ausschreibung von 2023

  • alle bisherigen Preisträger*innen
  • deutschsprachige Verlage
  • die Universität der Künste Berlin mit dem Studiengang „Szenisches Schreiben“
  • der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.
  • die ASSITEJ – Die Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder- und Jugendliche zusammen mit dem Kinder- und Jugendtheaterzentrum
  • die Akademie für Kindermedien Erfurt
  • die Universität Hildesheim mit dem Studiengang „Szenische Künste“

Alle Modifizierungen waren darauf ausgerichtet, eine möglichst hohe Qualität an Stücken zu bekommen, die auch im Theateralltag Bestand haben. 

20 Jahre Berliner Kindertheaterpreis, das sind: 

  • 9 Uraufführungen allein im GRIPS 
  • 10 Ausschreibungen
  • 20 Jahre kreative und produktive Partnerschaft zwischen GRIPS und GASAG
  • 40 Autor*innen
  • 86 Praxis-Workshops
  • 365 Vorstellungen 
  • eine Bereicherung für das gesamte deutschsprachige Kinder- und Jugendtheater

Die Jubiläumsausgabe 2025

Zum Jubiläum haben wir fünf ehemalige nominierte Autor*innen eingeladen, für uns Mini-Dramen zum Thema „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ zu entwickeln. Am Jubiläumsabend am 7. Mai 2025 stellen wir diese in szenischen Lesungen in der Regie des Kollektivs Hannsjana vor. 
Alle Fünf sind mit unterschiedlichen Schwerpunkten ihren Weg als Autor*innen weitergegangen. Was sie eint, ist, dass sie dank des Berliner Kindertheaterpreises ihr Herz ans Kindertheater und/oder das Schreiben für Kinder verloren haben:

  • Tamara Bach: Erfahrene und mehrfach ausgezeichnete Kinderbuchautorin, u. a. mit dem James-Krüss-Preis für ihr Lebenswerk 
  • Andreas Jungwirth: Vom Theater kommend, schreibt und inszeniert er v. a. Hörspiele 
  • Vera Schindler: Mehrfach ausgezeichnete Theaterautorin, u. a. auch für ihre Kinderstücke, schrieb Stücke für den Heimathafen Neukölln, seit 2022 für die Neuköllner Oper 
  • Benjamin Tienti: Kinderbuchautor, Musiker und Sozialarbeiter am Campus Rütli Neukölln
  • Reihaneh Youzbashi Dizaji: Schriftstellerisches und künstlerisches Multitalent im Theater- und Filmbereich gleichermaßen für Kinder und Erwachsene, arbeitete u. a. für das Ballhaus Naunynstraße 

Wir haben mit allen Autor*innen darüber Gespräche geführt, was ihnen die Teilnahme am Wettbewerb gebracht hat, wie sie selbst zum Schreiben gekommen sind, wie der eigene Schreibprozess aussieht und – immerhin geht es ja bei dem Berliner Kindertheaterpreis um Nachwuchs – was sie jungen Menschen, die schreiben möchten, raten würden. 

Bis zum Gala-Abend am 7. Mai 2025 stellen wir die Autor*innen der Jubiläumsausgabe in einzelnen Blogbeiträgen vor!

Workshop-Impressionen: Ensemble, Leitung und Autor*innen im Publikum bei den szenischen Präsentationen der ersten Texte.
© David Baltzer | Bildbuehne.de