Der Autor BENJAMIN TIENTI

Vita

Der Autor Benjamin Tienti | © David Baltzer bildbuehne.de

Benjamin Tienti wurde 1981 in Esslingen am Neckar geboren. Seine Eltern sind palästinensischer, tschechischer, algerischer und französischer Abstammung – als Kind gelernt hat er aber nur Deutsch, der Assimilationsdruck war damals sehr hoch. Benjamin arbeitete als Heimerzieher in betreuten Wohngruppen, später als Schulsozialarbeiter mit Kindern mit besonders schwierigen Lebensumständen. Seit seinem 17. Lebensjahr veröffentlichte er regelmäßig unter verschiedenen Pseudonymen Kurzgeschichten und Essays in Punkmagazinen. 
Gegenwärtig lebt Benjamin in Berlin und hilft dort seit 2008, die Schulsozialarbeit am Campus Rütli in Neukölln weiterzuentwickeln. Neben der Arbeit an der Schule und dem Schreiben spielt Benjamin Drum-Machine in der Indieband „Mambo Albano“ und in seiner Freizeit schaut er am liebsten YouTube-Kochkanäle. 
Für sein Kinderbuchdebüt „Salon Salami“ erhielt er 2018 den deutsch-französischen Jugendliteraturpreis.
„Kinderbuch, Musik & Subversion“ ist seine Selbstbeschreibung auf seiner Website.

Benjamin Tienti war für den Berliner Kindertheaterpreis 2023 nominiert, konnte aber aus organisatorischen Gründen nicht teilnehmen. Die besondere Stärke der Dialoge in seinen Kinderbüchern ließ das GRIPS-Team nicht los, daher entschied man sich einstimmig dafür, Benjamin zur Jubiläumsausgabe einzuladen.


Nach dem Gala-Abend zum Jubiläum am 7. Mai 2025, bei dem die Mini-Dramen vorgestellt werden (Regie: hannsjana), veröffentlichen wir hier im Blog seinen Stücktext „Stuttgarts Rolle in der esoterischen Futurologie“


Vom Punk zum Sozialarbeiter zum Kinderbuchautor (und Musik!)

Seine Leidenschaft für das Schreiben entdeckte Benjamin eher zufällig im Alter von 15 bis 16 Jahren, als er sich Ende der 90er Jahre viel in der Punk-Szene bewegte. Aus der Idee, alles autonom, sprich selbst zu machen, sei es durch das Gründen von Bands oder das Erstellen von Fanzines, kam Benjamin dazu, Kurzgeschichten und Rezensionen für einige der renommierteren Magazine zu schreiben, was ihm leicht von der Hand ging und gut ankam. Das Schreiben fiel ihm zunehmend leichter, aus zehn, zwanzig Seiten wurden irgendwann mal 100 Seiten – und die Grundlage für seinen ersten Roman.

2009 veröffentlichte Benjamin „Raubvogel“, einen Roman, der für Erwachsene gedacht war, aber mit einem großen Anteil, der nur aus Kindersicht geschrieben ist. Sein erstes Kinderbuch „Salon Salami“ basiert ganz auf diesem Kinderteil. Diese Erfahrung führte ihn zu der Erkenntnis, dass Kinderbücher mehr gebraucht werden, und dass ihm das Schreiben von Kinderbüchern schon allein wegen seiner beruflichen Erfahrungen besonders liegt. Die natürliche Vertrautheit mit Kindern und Jugendlichen, ihrer Sprache und ihren Lebenswelten, die er durch seine langjährige Arbeit mit ihnen entwickelt hat, spiegelt sich auch in seinen Büchern wider. 

Die Möglichkeit, dank der Einladung zur Jubiläumsausgabe, das Theater, insbesondere das Kindertheater, zu erkunden, begeisterte Benjamin sehr, denn er hatte bisher wenig Berührungspunkte generell zum Theater. Ein Workshop mit den Schauspielenden des GRIPS Theaters war für ihn eine wertvolle, wenn auch, wie er zugibt, ernüchternde Erfahrung, sind die Unterschiede zwischen Theater und Prosa doch sehr groß. 

Trotz seines Erfolgs als Autor findet Benjamin Tienti es schwierig, wenn man die Verantwortung für eine Familie trägt, allein vom Schreiben zu leben. Daher ist für ihn das Modell, weiterhin als Sozialarbeiter, wenn auch in Teilzeit, zu arbeiten, genau richtig. Zumal er ja auch noch Zeit für seine Musik braucht, auch eine Leidenschaft von ihm, dem Vielbegabten.

Wie kann man sich deinen Schreibprozess vorstellen? Wann merkt man, ob ein Text gut wird?

Nach einem langen Tag voller Arbeit und Familienpflichten ist es für ihn nicht einfach, fürs Schreiben den Anfang zu finden, er zieht sich dafür abends in sein Musikstudio zurück. Im Unterschied zur Musik, die ihn magisch anzieht, ist das Schreiben für ihn erstmal eine mühsame Aufgabe, die er sich bewusst vornehmen muss. Doch wenn er einmal im kreativen Fluss ist, dann läuft es wie von selbst, „man spürt sofort, wenn man etwas Gutes zu Papier gebracht hat“, sagt er. 

Für ihn ist der Ton das A und O. Deshalb widmet er sich zunächst zwei bis drei Wochen ausschließlich seiner Hauptfigur und schreibt deren Tagebuch. Diese Texte sind nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern dienen als Experimentierfeld. Er taucht tief in die Gedankenwelt seiner Figur ein und entwickelt sie durch das Schreiben. So entsteht eine Grundgeschichte, ein grundlegendes Bedürfnis seiner Figur, und allmählich auch ein Konzept und die eigentliche Geschichte. Erst wenn er den Ton seiner Figur und der Geschichte verinnerlicht hat, beginnt er mit dem eigentlichen Buch. Dabei erstellt er ein grobes Konzept, eine Art Stufenplan, der den Anfang und das Ende sowie die Kapitelüberschriften umfasst, um den Handlungsverlauf zu strukturieren. Dann legt er los und schreibt drauflos, um später zu kürzen und zu verfeinern. 

Welchen Rat würdest du jungen Menschen, die schreiben möchten, mitgeben?

„Der beste Rat für Menschen, die schreiben möchten, ist, es einfach zu machen. Oft erkennt man erst Jahre später, dass es gut war. Und es wird dann immer gut, wenn man frei heraus agiert und nicht der eigenen Unsicherheit nachgibt. Es ist vollkommen in Ordnung, einfach loszuschreiben, ohne Angst. Die größte Hürde besteht darin, die eigenen Dämonen zu bekämpfen und einfach zu machen, selbst wenn man sich sagt, dass es nicht gut wird. Aber: Wenn man weitermacht, wird es immer gut. Ganz einfach. Ob bei Kindern oder Erwachsenen. Ein bewährter Tipp ist auch, mit einem Tagebuch zu beginnen. Bei Erwachsenen ist die größte Herausforderung, das Schreiben in ihren Alltag zu integrieren und ihm eine eigene Nische zu schaffen. Selbst wenn es nur 20 Minuten am Tag sind, die man dem Schreiben widmet, ist das schon das Wichtigste. Und das ist mein wirklich entscheidender Tipp für Erwachsene.“ 


Der Berliner Kindertheaterpreis ist ein Wettbewerb von GRIPS und GASAG