„Mit Poesie zum Ich, das ist eine starke Geschichte“

Regisseur Frank Panhans zu „Das schönste Mädchen der Welt“

Seit 2001 inszeniert Frank Panhans regelmäßig am GRIPS, seine erste Regie war Anja Tuckermanns „Ganz große Pause“, für seine Inszenierung „Cengiz und Locke“ erhielt er 2007 den FAUST-Preis, „Das schönste Mädchen der Welt“ ist seine 16. Arbeit fürs GRIPS – ihn als Hausregisseur zu bezeichnen, ist auf alle Fälle richtig.
Dass Frank Panhans auch mit großen Ensembles musikalische Berlin-Stücke erarbeiten kann, hat er spätestens 2011 mit seiner herausragenden Regie von „Pünktchen trifft Anton“ bewiesen. Was seinen Regiestil auszeichnet: Neben der souveränen Führung der Schauspielenden durch große Bilder, Choreographien und Lieder, erarbeitet er im Detail sehr genau und liebevoll die Figuren und ihre Motivationen. GRIPS-Dramaturg Tobias Diekmann hat mit ihm über „Das schönste Mädchen der Welt“ gesprochen.

GRIPS: „Das schönste Mädchen der Welt“ basiert auf einem erfolgreichen Kinofilm. Was hat dich daran gereizt, die Geschichte zu erzählen? 

Frank Panhans: Mir hat schon die Filmvorlage gut gefallen. Das war eine schöne Umsetzung des alten Stoffs von Rostands „Cyrano de Bergerac“. Eine moderne Liebesgeschichte, in der ein selbstbewusstes Mädchen während einer Fahrt nach Berlin ein Klassengefüge sprengt. Mich hat dabei vor allem die Vielfalt der Themen interessiert: Mobbing, Außenseitertum, das Auseinandersetzen mit Männlichkeitsbildern. Dass da ein gemobbter Junge mit zu großer Nase im Zentrum der Geschichte steht, der zunächst einen Avatar für sich braucht, weil er aus Angst, den Ansprüchen eines Mädchens nicht zu genügen, sich nicht zu seiner Liebe bekennen kann. Fantasie und Träume scheinen zu scheitern. Doch dann kämpft er sich mit seiner Dichtung in die Sichtbarkeit, und seine Ausdrucksform ist der Battle Rap. Und mit diesen Texten befreit er sich letztlich auch von seinen inneren und äußeren Zwängen und es gelingt ihm, seine Masken abzulegen. Das ist eine starke Geschichte. 

Frank Panhans inszeniert seit 2001 für das GRIPS Theater, 2007 erhielt er für „Cengiz und Locke“ den Faust-Preis. Seit 2014 ist er Professor an der „Das schönste Mädchen der Welt“ ist seine 16. Inszenierung für das GRIPS (©Sommer).

GRIPS: Worauf musstest du bei der Umsetzung für die Theaterbühne besonders achten? 

Frank Panhans: Grundsätzlich hat die Vorlage von Rostand schon etwas Theatralisches. Cyrano ficht mit dem Degen und dichtet dabei, unser Cyril kämpft mit seinen Worten. Und auch im Film gab es für mich theatrale Ansätze. In einer Szene im Museum wird plötzlich nach einer Art „Mozart-Techno“ getanzt. Sowas ist fürs Theater interessant. Deshalb waren mir für die Bühne neben der Musik auch Choreografie und Video so wichtig. Um einen Filmrealismus ins Theater zu bringen, braucht es gewisse Abstraktion und andere Erzählformen. Und es geht für mich auf, einerseits die realistischen psychologischen Szenen zu haben, aber auch nach formal- ästhetischen Elementen zu suchen, die im Theater anders funktionieren als im Film. 

GRIPS: Was wünscht du dir, was das Stück beim Publikum bewirkt? 

Frank Panhans: Mit den Themen in „Das schönste Mädchen der Welt“ haben Jugendliche in ihrem Alltag ja oft zu tun, weil sie sich ständig mit Bewertungen auseinandersetzen müssen. Unsere Geschichte zeigt aber hoffentlich, dass eigene Werte zählen, auch wenn man manchmal unsicher ist oder Zweifel an sich selbst hat. Wenn die Jugendlichen was davon mitnehmen, zu erkennen, dass man auch Verletzlichkeiten zulassen kann und dass eine vermeintliche Schwäche eine Stärke sein kann, das wäre toll. Wenn sie mit diesem bestärkenden Gefühl rausgehen: Ich bin, wie ich bin, und so werde ich mich auch zeigen. 

Die Vita von Frank Panhans gibt es auf grips-theater.de