„Das Verbotene ist wohl immer am interessantesten“

Vier Fragen an Barbara Hauck, die Regisseurin von DIE BLAUEN ENGEL

Nach „Supergute Tage“ und „Don Quixote“ freuen wir uns, dass Barbara Hauck im GRIPS nun zum dritten Mal inszeniert, Grund genug, ihr ein paar Fragen zum Stück zu stellen. Ute Volknant, Dramaturgin für die Stückentwicklung und für die Produktion von DIE BLAUEN ENGEL, hat das übernommen:

GRIPS: Die Hauptfiguren in „Die Blauen Engel“ spielen heimlich am Müllhäuschen im Hinterhof. Wo hast Du als Kind am liebsten gespielt?
Barbara Hauck: Im Garten meiner Eltern und in einer angrenzenden Industriebrache. Dort durften wir offiziell gar nicht spielen, denn sie galt als einsturzgefährdet. Aber das Verbotene ist wohl immer am interessantesten.

GRIPS: Und wer bringt in Deiner Familie den Müll runter?
Barbara Hauck: Mein Mann und ich wechseln uns ab. Unsere älteste Tochter ist im Alter der beiden Protagonistinnen und sie kann die großen Müllcontainer noch nicht alleine öffnen.

GRIPS: Hat sich Dein Verhältnis zu Müll während der Proben verändert?
Barbara Hauck:  Es hat sich definitiv verstärkt. Recycling von Müll ist schön und gut, aber ich sehe die Zukunft vor allem darin, weniger und bewusster zu konsumieren. Neben dem Thema Müll ist mir auch die wichtige und schwere Arbeit der Müllwerker*innen klar geworden. Ebenso wie die Tatsache, dass sich hinter der Abfallwirtschaft ein extrem lukratives Geschäftsmodell verbirgt.

GRIPS: Im Stück spielt Zeit eine große Rolle: Die Kinder haben jeweils nur 5 Minuten zum Spielen. Inwiefern hat das Dein Konzept der Inszenierung geprägt?
Barbara Hauck:  Das Stück lebt gerade am Anfang von dieser Zeitnot und beförderte auch beim Erfinden von Vorgängen während der Proben die Phantasie. Je nach Situation können fünf Minuten unglaublich lang oder eben auch sehr kurz sein. Neben dem herrschenden Zeitdruck liegt der Schwerpunkt meines Konzeptes aber vor allem auf den Beziehungen zwischen den Figuren und wie ein „Unort“ wie das Müllhäuschen zum kreativen Spielplatz werden kann.

Das Stück handelt von der Freundschaft zweier Mädchen, die mehrfach auf die Probe gestellt wird. Was hilft ihnen bei der Bewältigung dieser Zumutungen?
Barbara Hauck: Beide kennen sich schon lange und sie sind sehr vertraut miteinander. Sie halten fest zusammen und verbünden sich gegen die „Großen“. Die beiden Mädchen lassen sich nicht unterkriegen und zeigen bei all den Widrigkeiten eine große Spielfreude. Genauso wie den festen Willen, dem Problem der großen Brüder auf die Spur zu kommen und es mit Hilfe ihres neuen Freundes Siggi zu lösen.

Barbara Hauck, Regisseurin, Dozentin und Theaterberaterin
© David Baltzer / bildbuehne.de

Noch viel mehr Einblicke in ihre Arbeit hat Barbara Hauck bei einem Studiobesuch bei RBB Kulturradio gegeben. Hier verriet sie u.a. wie man für Kinder inszeniert und ob es anders, als für Erwachsene zu inszenieren, den Beitrag gibt es in der RBB Mediathek zum Nachhören.

Vita BARBARA HAUCK

Barbara Hauck arbeitet seit 2012 als freie Regisseurin u.a. für das Schauspielhaus Bochum, das Staats- theater Wiesbaden und das Musiktheater im Revier. Für das GRIPS Theater inszenierte sie „Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone“ von Mark Haddon (ausgezeichnet mit dem Jury- und Publikumspreis des Wildwechsel-Festivals am Deutschen Nationaltheater Weimar) und „Don Quixote“ (UA) von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Während des Berliner Theatertreffens 2015 war Barbara Hauck Stipendiatin des Internationalen Forums. Sie lebt seit 2018 mit ihrer Familie in Amberg, wo sie für die Programmgestaltung des Stadttheaters verantwortlich ist.

Weitere Beiträge zu Manuel Ostwald und DIE BLAUEN ENGEL:

Verleihung „Berliner Kindertheaterpreis 2021“ mit Laudatio von Nicole Kellerhals
Manuel Ostwald über die Idee zu seinem Stück
Foto-Wettbewerb „Wir suchen das hässlichste Müllhäuschen Berlins“