„Linie 1“ in Bewegung

Probenbeginn für die Neuinszenierung der Legende

Sie gehört zu Berlin wie das Brandenburger Tor und der Fernsehturm: Die legendäre „Linie 1“, das U-Bahn-Musical von Volker Ludwig mit der Musik von Birger Heymann und der Rockband „No Ticket“, das 1986 seinen Weg vom GRIPS Theater am Hansaplatz aus um die ganze Welt nahm. 
Nun wird das Stück von einem künstlerischen Team um Regisseur Tim Egloff neu inszeniert, Ende Januar haben die Proben begonnen, die Premiere ist am 30. März 2023. 

Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 wurde „Linie 1“ in der Uraufführungs-Inszenierung von Wolfgang Kolneder im GRIPS Theater vor beständig ausverkauftem Haus gespielt, bevor es erstmals in seiner Geschichte nach 1.934 Vorstellungen nicht mehr gezeigt werden konnte. So hart die Realität der Theaterschließung auch war, gab es nun den Raum, neu auf den Bestand, das Repertoire zu sehen, GRIPS-Leiter Philipp Harpain hierzu: „Theater heißt Bewegung. Geschichten, auch alte Geschichten neu zu erzählen, ist in der Theaterkunst Alltag, ist Normalität. Der durch die Pandemie erzwungene Abstand zu allen Stücken im Repertoire, auch zu „Linie 1“, hat uns die Möglichkeit gegeben, das künstlerische Profil des Hauses neu zu denken, zu schärfen, auszubauen.“ Daher kam auch der Wunsch im Haus auf, diese zwar in den 80er Jahren verankerte, dennoch zeitlos schöne Geschichte vom Leben und Überleben in einer Großstadt mit dem Blick von heute neu zu betrachten und zu inszenieren. 


Mit Tim Egloff wurde ein erfahrener Theaterregisseur gewonnen, der seit 2002 u.a. in Mannheim, Berlin, Stuttgart, Frankfurt a.M., Würzburg, Schwerin, oder Hannover inszenierte, von Klassikern über Kinderstücke und zeitgenössische Uraufführungen bis hin zu großen Musical-Inszenierungen wie „The Black Rider“ beherrscht er alles.


„Wir kennen Tim aus der Zusammenarbeit zu „Das Heimatkleid“, es hat einfach gefunkt zwischen uns“, so Philipp Harpain zur Entscheidung, Tim Egloff für die Neuinszenierung anzufragen. „Abgesehen davon, dass er große Lust darauf hat, diesen Stoff neu zu entdecken, lebt Tim Egloff auch in Berlin, kennt die verschiedenen Milieus, die Berlin heute wie damals ausmachen, und sich nach wie vor in der U-Bahn treffen.“


Tim Egloff liegt nichts daran, „Linie 1“ zu dekonstruieren, „uns ist es wichtig, dem Stück respektvoll bezüglich seiner Geschichte, aber auch fordernd bezüglich aktueller Debatten zu begegnen und aus dem Heute heraus auf dieses Großstadtpanoptikum der 80er zu schauen.“ beschreibt er seinen Zugang zur Neuinszenierung. „Ganz sicher werden einige Figuren in der Anlage sehr anders sein, unser Blick auf   gesellschaftspolitische Zusammenhänge ist heute ja ein anderer als vor knapp vier Jahrzehnten. Auch der ästhetische Zugriff wird mit einem Bewusstsein für die 80er Jahre erfolgen, das erst durch die zeitliche Distanz so entstehen konnte. Und natürlich haben sich im Laufe der Jahre theatrale Erzählweisen und Ästhetiken verändert, viele Codes lesen wir heute anders als damals. Letztlich geht es darum, im Wissen um das Gewesene unbefangen, frisch und vor allem lustvoll neu auf diese Geschichten zu schauen und sich überraschen zu lassen.“

Das Künstlerische Team an Tim Egloffs Seite:  

  • BÜHNE: Der Bühnenbildner Marian Nketiah hat u.a. für die Berliner Staatsoper, den Salzburger Festspielen, an den Opern in Zürich, Göteborg und St. Gallen gearbeitet, man darf gespannt sein, wie er mit der Arena-Bühne im Grips Theater umgehen wird. 
  • KOSTÜME: Mascha Schubert ist seit 2007 als Kostümbildnerin tätig, u.a. für das Schauspielhaus Dresden, die Comédie Française Paris, dem Theater Luzern und dem Schauspielhaus Hamburg, hat aber auch für die „Flying Steps“ gearbeitet. Gemeinsam mit Marcus Barros Cardoso und Annika Meier als Assistenz und den Gewandmeisterinnen des Grips Theaters, Anne Rennekamp und Sabine Winge, wird sie die Mammutaufgabe stemmen, über 200 Kostüme neu zu kreieren. 
  • CHOREOGRAPHIEN: Für die Choreographien und Bewegungsarbeit konnte die Tänzerin und Choreographin Bahar Meriç gewonnen werden, sie ist u.a. Gründungsmitglied von Future Move e.V.. Als Choreographin arbeitete sie für die Sophiensäle, das Berliner Ensemble, dem Staatstheater Hannover, Residenztheater München, der Staatsoper Stuttgart, dem Goethe-Institut Karachi u.a.. Ihre Themenfeldern sind Identität und Diversität, ausgehend von der körperlichen Erfahrung kreiert Bahar so in enger Zusammenarbeit mit den Darsteller*innen ihre Arbeiten.
  • MUSIK: Wie der Text bleiben auch die Musik in den Kompositionen des verstorbenen Birger Heymann und der Rockband No Ticket in der Neuinszenierung erhalten. Ob und wie diese möglicherweise neu arrangiert werden, dafür ist Musikdramaturg Thomas Keller verantwortlich, die musikalische Leitung übernimmt weiterhin Matthias Witting. Beide sind im Team die Urgesteine von „Linie 1“, denn beide sind seit 1986 Mitglieder der Band „No Ticket“, Thomas Keller am Saxofon, Matthias Witting an den Keyboards. Beratend an ihrer Seite steht der Musiker und Komponist Caspar Hachfeld. 

Das Ensemble der Neuinszenierung: Helena Charlotte Sigal, Eike N.A. Onyambu, Ariane Fischer, Sarah El-Issa, Christian Giese, Marcel Herrnsdorf, Dietrich Lehmann, Katja Hiller, Jens Mondalski, Daniel Pohlen, Yana Ermilova. Die Band NO TICKET: Michael Brandt (guit.), Thomas Keller (sax.), Axel Kottmann (bass), Thilo Brandt (drums), Matthias Witting (keys). 

Am 30. März ist die Premiere der Neuinszenierung. Eines wird die Legende „Linie 1“ immer bleiben:
Eine musikalische Revue und ein Drama übers Leben und Überleben in der Großstadt, eine Reise in die Zeit der Mauerstadt voller Hoffnung, Mut und Selbstbetrug. Das Stück wird einladen zum Lachen, Weinen und Nachdenken über andere, aber vor allem über sich selbst. 

Karten und Informationen siehe: grips-theater.de