Die Siegerstück „Berliner Kindertheaterpreis 2023“ von Lara Schützsack kommt in der Regie von Ellen Uhrhan auf die Bühne
Eine Geschichte über die Vielfältigkeit von Familie und der herausfordernden Suche nach dem eigenen Platz.
Jeden Sonntag, 16 Uhr steht Nunu auf dem Spielplatz. Aber zum Spielen keine Zeit. Es ist nämlich die Übergabe vom Mama Zuhause zum Papa Zuhause, Mama zu Papa und von Papa zu Mama und von Mama zu Papa, Mama Mama, Papa Papa, Pa- Ma, Ma-Pa… Woche für Woche. Die neuen Spielregeln seiner Stief-, nee Bonus-, naja, doch irgendwie Geschwister sind andere als letzte Woche, und auch wenn Mama oder Papa etwas sagen, versteht er manchmal gar nichts mehr. Doch Yella, die selbsternannte Superwoman oder gute Fee, die alles beobachtet, versteht wie doof es sich anfühlt, irgendwo neu zu sein. Sie ist schon so häufig umgezogen, dass sie in allen Sprachen und Dialekten Tschüss sagen kann. Als Nunus achter Geburtstag bevorsteht, stellt sich die Frage: Wie und wo und bei wem feiert er?
Die 42-jährige, in Berlin lebende Autorin Lara Schützsack erzählt in ihrem Stück „Woche – Woche“ die Situation von Scheidungskindern, die zerrissen sind zwischen den Familien und dem wöchentlichen Wechsel ihres Zuhauses. Man fühlt mit dem siebenjährigen Nunu hautnah mit, was es heißt, wöchentlich Abschied zu nehmen und sich ständig auf die zwei Familienmodelle „allein mit Mutter“ und „Familie mit neuer Mutter und drei Geschwistern“ einzulassen. „Lara Schützsack erzählt ein relevantes Thema witzig und emotional, das uns Erwachsenen den Spiegel vorhält und gleichzeitig Kindern Mut macht, auch mal wütend zu sein und sich gegen die Eltern zu stellen – denn man wird trotzdem von ihnen geliebt“, so Filmdramaturgin und Jurymitglied Nicole Kellerhals in ihrer Laudatio. „Lara Schützsacks herausragendes Theaterstück hat die Jury in jeder Hinsicht überzeugt, denn sie kreiert eindrucksvoll lebensnahe und einzigartige Figuren, mit einer kindgerechten Sprache, die trotzdem Raum für Inszenierung und Spielfreude lässt.“
„Lara Schützsack ist da ein ganz neuer Zugriff auf das Thema Trennung und Patchworkfamilie gelungen. Sie fragt konkret nach den Auswirkungen auf den Alltag des Kindes und den neuen Familien, zwischen denen es wochenweise hin- und herwechselt. Diese Wechselmodelle kennen so viele Kinder in Berlin, hier leben ja bundesweit die meisten getrennten Paare, wo die Kinder nicht in der Kernfamilie aufwachsen. Lara Schützsack erzählt als Autorin mit sehr viel Respekt, Humor, großer Lust und ganz konsequent aus der Sicht des Kindes. Sie kreidet nichts an, sondern zeigt auf. Es ist auch ein wichtiges Stück für uns Erwachsene, diese Kindersicht auf unterschiedliche Familienmodelle zu erleben. Das ist die Stärke des Stücks.“
Philipp Harpain, GRIPS-Leiter
TEAM
Regie Ellen Uhrhan | Bühne und Kostüm Sanghwa Park | Musik Jarita Freydank | Choreografie Robert Ssempijja | Video Omar Gabriel | Dramaturgie Henriette Festerling | Theaterpädagogik Lama Ali | Mit Eike N.A. Onyambu, Katja Hiller, Marius Lamprecht, Jens Mondalski, Sarah El-Issa
VITAE
Lara Schützsack, geboren 1981 in Hamburg, studierte Germanistik, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften sowie Amerikanische Literatur und Kultur an der Universität Potsdam. Es folgte ein Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Ihre Drehbücher, Theaterstücke und Kinderbücher wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Berliner Kindertheaterpreis (2022), Paul Maar-Preis für junge Talente – Korbinian (2019) oder dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (2014). Lara Schützsack lebt mit ihren zwei Kindern in Berlin.
Ellen Uhrhan ist freischaffende Regisseurin, Theaterpädagogin und politische Bildnerin. Sie konzipiert und leitet verschiedene kulturelle Bildungsprojekte mit Jugendlichen im Kontext von Theater und Diskriminierung. Ellen hat mit Kindern, Jugendlichen und Profis inszeniert. Ihren Masterabschluss in Theaterpädagogik absolvierte sie an der UdK Berlin.