Von der gemeinsamen Verantwortung für die Gesellschaft dieser Stadt

Was Sport, Bildung, Kunst, Theater und ein Berliner Energiedienstleister gemeinsam bewegt und verbindet

Vor 15 Jahren, Im August 2005, haben sich das Berliner GRIPS Theater und der Berliner Energiedienstleister GASAG zu einer Partnerschaft zusammengefunden. Seitdem finanziert die GASAG den im Zwei-Jahres-Turnus ausgeschriebenen Autor*innen-Wettbewerb „berliner kindertheaterpreis“, sowie das Projekt „GRIPS Fieber“, um die kulturelle Teilhabe für Kinder aus einkommensschwachen Familien zu ermöglichen, sowie jährlich eine Theater-Produktion. Von Beginn an war die Sponsoringreferentin Birgit Jammes und die GRIPS-Dramaturgin Ute Volknant an der inhaltlichen Ausgestaltung der gemeinsamen Projekte beteiligt. Wir haben beide zu den gemeinsamen 15 Jahren befragt, was die Basis zwischen einem linksalternativen Kindertheater und einem Energiedienstleister sein kann, und dem Geheimnis, wie aus einer anfangs sehr verhaltenen Partnerschaft eine sehr gute Freundschaft werden konnte.

GRIPS:        Zum 25-jährigen Jubiläum eurer Partnerschaft mit den Eisbären Berlin habt ihr von euren gemeinsamen Werten geschrieben, wie Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt, die die Basis Eurer Partnerschaft sind. Welche gemeinsamen Werte verbinden GRIPS und GASAG?

Birgit Jammes: Diese Verantwortung, die wir auch in einer gemeinsamen Wertebasis beschrieben haben, gilt ja nicht nur für den Sport, sondern auch für die Kultur. Es gibt ja wirklich ein Leitthema und Grundlagen in unserem Sponsoringkonzept, die sowohl auf Kultur, Bildung, Wissenschaft und Sport zutreffen und sich durch alle unsere Partnerschaften durchziehen. 

Die Berlin-Verbundenheit ist zum Beispiel so ein Wert, die GASAG ist ein Berliner Urgestein, wir fühlen uns Berlin verpflichtet. Auch die Idee, für die Generationen, die nach uns kommen, etwas zu tun, sprich der Schwerpunkt der Nachwuchsförderung ist uns sehr wichtig. So wie hier im GRIPS, wo wir mit dem „berliner kindertheaterpreis“ nicht nur den Nachwuchs im künstlerischen Bereich fördern, sondern auch beim dem Projekt „GRIPS Fieber“ den Nachwuchs im Besucherbereich, denn hier ins GRIPS kommen ja die Erstbesucher.  

Man kann sogar noch weiter gehen, was die Inhalte von euch angeht. Ihr seid ein emanzipatorisches Kindertheater, das gesellschaftlich-relevante Themen auf die Bühne bringt. Das sind Themen, für die wir ja auch als Unternehmen einstehen. Jedes Unternehmen hat ja seine Grundsätze, Leitlinien und Werte, die werden bei einem ganz jungen Unternehmen andere sein als bei einem Traditionshaus wie die GASAG es ist. Wir fühlen uns der Berliner Gesellschaft verbunden, weil wir sie ja auch versorgen, mit Energie, klar, aber auch mit Dingen, die wir für sinnvoll und wertvoll halten. Förderung von Kultur, Bildung und Sport, das sind die Bereiche, die die Gesellschaft ja zusammenhalten. Sport trägt ja zum Gemeinwohl und zum Zusammenhalt bei, das Miteinander Kräfte messen, seine eigenen Stärken und Schwächen kennenlernen, Teamgeist, das alles verbindet ja eine Gesellschaft und macht sie ja auch aus. Und das gilt ja aber auch für die Bereiche Kunst und Kultur.

 Als wir unser Leitbild für unsere Sponsoringkultur vor über 20 Jahren entwickelt haben, hätten wir auch in den sozialen, caritativen Bereich gehen können. Wir haben aber damals überlegt, was Berlin ausmacht, und das ist die Vielfalt, das Thema Diversity haben wir schon vor 17, 18 Jahren bespielt. Uns war es wichtig, einen Beitrag zu leisten zum Verständnis für andere Kulturen, für andere Werte, für einen respektvollen Umgang miteinander. Die Kreuzberger Bühnenkunstschule Academy war unser erster Partner, der dafür stand.  Das war unser politisches Statement, das auch heute noch gilt: Wir wollen einen Beitrag leisten für das respektvolle und verständnisvolle Miteinander unterschiedlichster Kulturen in dieser Stadt, was wir als Selbstverständlichkeit und Bereicherung sehen. 

GRIPS:        Obwohl in den letzten 20, 25 Jahre die Leitung der GASAG immer wieder wechselte, änderte sich an dieser Leitlinie für das Sponsoring nichts, oder?

Birgit Jammes: Das ist ja bei uns das Fantastische, das ganze Sponsoring ist wahnsinnig stabil und nachhaltig, der Neuköllner Oper sind wir 23 Jahre verbunden, mit euch 15 Jahre, mit der Academy 17Jahre, und den GASAG-Kunstpreis gibt es seit 23 Jahren, das sind Themen, die bei uns fest verankert sind. 

Wir haben Partnerschaften auf Augenhöhe. Wir sind kein groß international agierendes Unternehmen, sondern als Traditionsunternehmen mit Berlin verbunden und Berlin verpflichtet, wir arbeiten regional, das verbindet uns auch als Teil dieser Stadtgesellschaft. Alle unsere Partner sind Häuser, die zu uns passen, Häuser, die kreativ und innovativ sind, die gesellschaftliche Themen aufgreifen, und die sich ebenso als Teil dieser Stadt verstehen und einsetzen. Unsere Vorstände haben das auch immer so gesehen und verstanden und somit diese Kontinuität ermöglicht.

GRIPS:        Vor 15 Jahren gab es ja seitens des GRIPS Theaters durchaus Vorbehalte, ob und wie das  gut gehen kann, wenn das kleine linksalternative GRIPS mit einem Konzern – so haben wir euch damals empfunden – sich zusammen tut. Gab es für dich Meilensteine, die aus der anfänglichen verhaltenen Partnerschaft entscheidend für den Weg hin zur einer Freundschaft waren?

Birgit Jammes: Meilensteine kann ich nicht nennen, sondern eine Entwicklung. Tatsächlich war es nicht die Liebe auf den ersten Blick, es war ein Herantasten. Wir von der GASAG waren überzeugter und wollten, ihr wart zurückhaltender und abwartender. Wobei die Zusammenarbeit dennoch von Anfang an offen und konstruktiv waren. Und das war das Entscheidende, denn diese konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit war und ist die Basis für unser Miteinander. Und auch, dass wir nicht stillgestanden sind, sondern dass sich unsere gemeinsamen Projekte immer weiter entwickeln konnten, dass wir immer hinterfragt haben, ob wir unsere Ziele gut erreichen. Zum Beispiel beim „berliner kindertheaterpreis“ ging es ja immer darum, junge und neue Talente für das Kindertheater zu gewinnen, bei jeder Ausschreibung haben wir unsere Mittel, Bedingungen und Wege neu befragt, ob sie sinnvoll und effektiv sind. Dieser rege Austausch war wichtig, auch das Innehalten nach 10 Jahren mit der sogenannten „masterclass“, wo wir mit aus dem Pool der nominierten Autorinnen und Autoren nochmal mit einem einigen von ihnen neu zusammengearbeitet haben. Und dass wir in den letzten Jahren die Ausschreibung an sich geändert haben, um uns gezielt mit anderen Partnern – wie Universitäten, Verlagen, dem Lobbyverband der Kindertheater u.a. – vernetzt haben, um noch gezielter Autorinnen und Autoren für das Kindertheater zu begeistern und zu fördern. Auch, dass die Preisverleihung zum festen Bestandteil des Fach-Festivals AUGENBLICK MAL wurde, war für den Preis wirklich wichtig. 

Es gibt also keinen einzelnen Meilenstein, sondern die Offenheit und Neugierde, immer weiter zu gehen, nicht stehen zu bleiben, sich auf keinem Status Quo auszuruhen.

Ute Volknant:    Es ist ja auch so, dass wir zu Beginn nicht wussten, inwiefern der Konzern uns in die Arbeit inhaltlich reinreden wird, und dann begegnet man Menschen, die eine Leidenschaft für ihren Beruf und ein Interesse für die Sache haben. Das ist das Besondere am GASAG-Sponsoringkonzept und natürlich auch konkret mit dir, Birgit. Auch wenn wir mit Autor*innen arbeiten, ist es ja so: Wenn man sich nicht sympathisch findet oder sich nichts zu sagen hat, dann nützt diese Zusammenarbeit herzlich wenig. Nicht anders ist es bei einer Sponsoring-Partnerschaft. Aber auch das langfristig und nachhaltig gedachte Sponsoringkonzept von euch war essentiell, erst so hatten wir die Chance, den „berliner kindertheaterpreis“ so zu dieser im deutschsprachigen Raum anerkannten Talentschmiede zu entwickeln. Das funktioniert nicht, wenn man in ein, zwei Jahren mal eine Spende gibt – damit entwickelst du nichts, geschweige denn, dass du gesellschaftlich wirksam sein kannst. Das funktioniert nur langfristig mit Zuverlässigkeit, Offenheit und Interesse aneinander und mit einem klaren Ziel. 

Birgit Jammes: Du sprichst da wirklich zwei wichtige Aspekte an. Die Personen, wie sie aufeinander zugehen, aber auch, dass es tatsächlich das Vorurteil gibt, dass Firmen qua ihres Geldes sich einkaufen und bestimmen, wo es lang geht. Das ist ein Trugschluss, nicht nur wir, sondern viele andere Unternehmen sehen Sponsoring anders. Wir geben nicht das Geld, um zu bestimmen, sondern: Wir haben Geld was wir einbringen können – manchmal auch etwas Knowhow, um etwas zu ermöglichen

Ute Volknant:    … Moment, da muss ich eingreifen, das ist deutlich mehr bei euch …

Birgt Jammes: Aber, dass ihr euch darauf eingelassen habt und erkannt habt, dass wir als GASAG euch nicht bei euch einkaufen wollen, sondern dass das bei uns anders läuft. Das ist wertvoll. 

Ute Volknant:    Es ist ja auch bei so einer langen Partnerschaft wie in einer guten Ehe, man muss sich austauschen, hinterfragen, sich gemeinsam weiterentwickeln. Da ist dein Blick, Birgit, ja auch sehr wertvoll, weil du ja auch immer gemeinsam mit uns hinterfragst, ob der Weg zum Beispiel beim kindertheaterpreis noch richtig ist oder ob man modifizieren sollte. So entsteht statt Routine immer wieder etwas Neues, aber man kann auch was stabilisieren und nachhaltig gestalten. Und das ist das Schöne mit Euch. 

Birgit Jammes: Durch die Langfristigkeit ist ja auch das Entwickeln erst möglich. Das hat sich aber auch mittlerweile generell in den Sponsoringabteilungen herumgesprochen.

Die Fragen stellte Anja Kraus (PR | Pressearbeit im GRIPS)