„Sie haben einfach nichts gesagt“

Kaya Tina Büttners Kinderstück „Irgendwo da oben“ über Trauer bei Kindern | Uraufführung am 16. November 2023

Eines Tages war ihre Mutter einfach weg. Für die achtjährige Yuna völlig überraschend, sie wusste nicht einmal, dass ihre Mutter Krebs hatte. „Und alle habens mir nicht gesagt. Papa nich, Oma nich… und Mama auch nicht“, so Yuna . „Dann war die Beerdigung. … Und Papa hat gar nix gesagt. Der hat nur geheult.“ 

Tod, Trauerarbeit und die damit verbundenen Gefühle verschwinden oft hinter einer Mauer des Schweigens, erst recht, wenn es Kinder betrifft. Mitunter passiert es Erwachsenen, ob aus Hilflosigkeit oder falscher Rücksichtnahme, dass sie ihre Kinder mit ihrer Trauer alleine lassen. Doch wie können Erwachsene ihre Kinder bei ihrer Trauerarbeit unterstützen? „Indem sie für Fragen und Wünsche der Kinder offen sind“, so Trauerbegleiterin Wendy Pladeck, die dem Team beratend zur Seite steht. „Diese Fragen ehrlich, wahrheitsgetreu und kindgerecht zu beantworten, kann für manchen Erwachsenen herausfordernd sein. Kinder werden leider immer noch zu oft ausgeschlossen, statt mit an die Hand genommen.“

Regine Seidler und Marius Lamprecht | © David Baltzer | bildbuehne.de

In Kaya Tina Büttners Kinderstück „Irgendwo da oben“ geht es um all das. Neben Yuna gibt es noch Max, der eine Klasse unter ihr ist, und sie zufällig im Schulhof trifft, wo sie ganz alleine mit ihrem Fantasiefreund Jerome sitzt. Max setzt sich zu ihr. Fragt. Lässt sich nicht abwimmeln. Fragt wieder. Spricht auch mit Jerome, Yunas heimlichem Fantasiefreund. Fragt nochmal. Und so nach und nach gewinnt er Yunas Vertrauen, erfährt von ihren Sorgen im Umgang mit dem Verlust. Max hat etwas, was die Erwachsenen nicht haben: Er hat keine Angst vor Yunas Gefühlen.
„Du bist der Erste, der gesagt hat, dass das mit meiner Mama echt scheiße ist und dabei keinen auf gute Laune macht.“ stellt Yuna erstaunt fest. „Und du hast keine Angst, dass ich heule.“ Und Max antwortet: „Warum sollte ich davor auch Angst haben? Wenn du traurig bist, bist du traurig.“ 
Was Traurigkeit ist, das wiederum weiß Max gut, denn er hat seine ganz eigene, für ihn sehr traurige Geschichte. Zwar hat er noch beide Eltern, aber die sind nur mit Streiten beschäftigt und übersehen ihn ständig. Er hat auch Brüder, doch die sind wenig brüderlich, vielmehr lieben sie es, ihn ständig bösartig quälen. 
So, wie es Max gelungen ist, Yuna aus ihrer Einsamkeit zu holen und sich der Trauer zu stellen, wird es auch Yuna gelingen, dass Max seine Stärke fühlen und sich wehren wird. 

Autorin Kaya Tina Büttner ist mit „Irgendwo da oben“ ein so berührendes wie ehrliches und wichtiges Kinderstück über das Thema Trauer und Trauerarbeit gelungen, aber auch eines über das große Glück der Freundschaft. Petra Schönwald hat die Regie übernommen, Regine Seidler und Marius Lamprecht spielen Yuna und Max, die Cellistin Ulrike Brand übernimmt den Part des Fantasiefreundes Jerome. 

Wegen der großen Nachfrage schon vor der Uraufführung am 16. November 2023 im GRIPS Podewil haben bieten wir zusätzliche Vorstellungstermine an, Karten, Infos und Termine siehe GRIPS-Website!

Das Team

Regie Petra Schönwald
Bühne und Kostüm Afra Nobahar
Musik Ulrike Brand
Dramaturgie Ute Volknant, Tobias Diekmann
Theaterpädagogik Gitanjali Schmelcher
Mit Regine Seidler, Marius Lamprecht und Ulrike Brand am Cello

Vitae

KAYA TINA BÜTTNER ist 1984 in Bonn geboren. 2020 haben wir sie als Stipendiatin der Akademie für Kindermedien kennengelernt und ihr prompt den GRIPS Förderpreis verliehen. Sie ist Diplom-Journalistin und Fiction Producerin (IHK). Neben dem Schreiben von TV-Serien und Hörbüchern produziert sie ganzheitliche Kampagnen. Von 2011-2021 leitete sie für die U5 Filmproduktion u.a. Produktionen der Bundeszentrale für politische Bildung zur Rechtsextremismus- oder Fake-News-Prävention sowie ein E-Learning Angebot der Landesanstalt für Medien zur Stärkung der Meinungsfreiheit. Außerdem arbeitet sie für die Familienhörbuch gGmbH, die sterbenskranken Eltern mit minderjährigen Kindern die Erstellung einer professionellen Audiobiografie ermöglicht.

(© Sitara Schmitz)

PETRA SCHÖNWALD wurde in Südostdeutschland geboren. In Salzburg folgten ein Studium der Germanistik, erste Regieassistenzen sowie ein Ausflug ins Verlagswesen beim Residenz Verlag. Anschließend war sie als Dramaturgin und Theaterpädagogin am Salzburger Landestheater tätig. Nach einer kurzen Zwischenphase als Industrietaucherin und Bloggerin wurde sie schließlich Regisseurin und ist als solche seit 2009 tätig. Sie inszenierte u.a. am Schauspielhaus Salzburg, am Hans-Otto-Theater Potsdam, am Theater Junge Generation Dresden und an den Vereinigten Bühnen Bozen und realisierte eigene Projekte in der Freien Szene, so z.B. Inszenierungen und Schauspielworkshops mit jungen Inhaftierten in den Justizvollzugsanstalten Berlin und Brandenburg. Außerdem ist sie Teil des Kollektivs „Anonyme Anwohnende“. Nach „Himmel, Erde, Luft und Meer“ ist „Irgendwo da oben“ ihre zweite Regie-Arbeit am GRIPS.

(© Thomas Maximilian Jauk)