Eigentlich wollte er immer nur Kabarett machen – und hat mit seinem GRIPS Theater weltweit die Kinder- und Jugendtheater revolutioniert.
Schon seit seiner Schulzeit schrieb Volker Ludwig satirische Texte und Lieder. Im Zuge der Studentenbewegung 1966 gründete er das „Reichskabarett Berlin“, die politisch-satirische Stimme der Berliner Studentenbewegung. 1969 entstand aus dem „Theater für Kinder im Reichskabarett“ das GRIPS Theater Berlin, für Ludwig eine logische Schlussfolgerung der Zeit, „denn auch die Kinder waren damals eine unterdrückte Klasse“. Dass er damit die Kindertheater weltweit revolutionierte und mit dem „emanzipatorischen“ Ansatz ein ganz eigenes Theatergenre erschuf, das ist Volker Ludwig eher beiläufig passiert: Eigentlich dachte er, dass nach ein paar Jahren seine Mitstreiter das GRIPS Theater weiterführen würden und er zurück ans Kabarett gehen könnte.
Der Erfolg, den das GRIPS Theater von Beginn an hatte, durchkreuzte aber diesen Plan, der gesellschaftliche Stellenwert, den das GRIPS einnahm, war so groß, „dass ich da nicht mehr aus der Verantwortung kam“, wie Volker Ludwig heute feststellt. „Vom Kabarett habe ich den pointierten Dialog, die Musikalität, die Chansons und den Spruch „Langeweile ist eine Todsünde“ als Leitmotiv für das Schreiben übernommen. Das hat natürlich dem Kindertheater unheimlich geholfen. Ich würde sagen: Da hat sich etwas glücklich zusammen gefügt. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtign Ort!“
Ganz so viel Bescheidenheit wäre aber nicht nötig, das hier sind die Fakten: Volker Ludwig ist Autor von zahllosen Liedern, Bühnenprogrammen, Übersetzungen und Theaterstücken. Für das GRIPS Theater schrieb er 37 Theaterstücke, die über 2.000 Mal nachinszeniert und in 54 Ländern und 47 Sprachen nachgespielt wurden. Seine Kinderlieder erschienen in ca. 500 Anthologien, Lieder- und Schulbüchern und auf ca. 60 Schallplatten resp. CDs. Mit seinem Welterfolg „Linie 1“ und seinen Kinderstücken war er über Jahre der meistgespielte deutschsprachige Dramatiker der Gegenwart. Volker Ludwig erhielt für seine Arbeit fast alle namhaften Preise und Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum.
Im August 2017 übergab Volker Ludwig nach 48 Jahren die Gesamtleitung des GRIPS Theaters an Philipp Harpain übergeben. Seitdem steht er dem Haus nur noch beratend zur Seite, ist aktiv im Förderverein „mehr grips“ und lebt abwechselnd in Berlin und in der Uckermark. Mit seinem Rückzug aus der Leitung des GRIPS Theaters ging seine Entscheidung, nie mehr ein Theaterstück schreiben zu wollen, einher. Was nicht heißt, dass Volker Ludwig nicht mehr schreibt, vielmehr hat er mit seiner Autobiographie über sein bewegtes Leben begonnen. Außerdem dichtet er weiterhin noch Songtexte für das GRIPS Theater, ganz aktuell sitzt er an den Liedern für das neue Kinderstück „Zum Glück viel Geburtstag“ von Milena Baisch, das im Januar 2023 im GRIPS Theater zur Uraufführung kommen wird.
Seinen 85. Geburtstag begeht Volker Ludwig am 13. Juni 2022 ganz im privaten Rahmen.
Und für alle, die sich gerne erinnern wollen an alle Stücke von Volker Ludwig, hier sein Werkverzeichnis
Preise und Auszeichnungen (Auswahl!)
1969, 1971, 1975, 1990, 1997 BRÜDER-GRIMM-Preis des Landes Berlin
1982 Deutscher Kritiker-Preis
1987 Mülheimer Dramatiker-Preis
1989 Bolten-Baeckers-Preis der GEMA
1994 Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für
Menschenrechte
1995 Silbernes Blatt der Dramatiker-Union
1996 Ehrenpräsidentenpreis der Internationalen ASSITEJ
1999 Preis des ITI zum Welttheatertag
2000 Bundesverdienstkreuz
2003 Theaterpreis der ASSITEJ
2004 Jan Dorman Preis der polnischen ASSITEJ
2007 Verdienstorden des Landes Berlin
2008 Deutscher Theaterpreis DER FAUST für das Lebenswerk
2012 Ehrenpreis für das Lebenswerk als Kulturmanager
(Kulturmarken-Award)
2013 „Deutscher Schauspielerpreis“ – Ehrenpreis Inspiration
2015 Alice Salomon Poetik Preis
2019 Pfalzpreis für Literatur
Werkverzeichnis:
(es sind hier ausschließlich Volker Ludwigs Stücke für das GRIPS Theater aufgelistet!)
Kinderstücke von Volker Ludwig
1968 DIE REISE NACH PITSCHEPATSCH (mit Rainer Hachfeld)
1969 STOKKERLOK UND MILLIPILLI (mit Rainer Hachfeld)
Brüder-Grimm-Preis
1969 MAXIMILIAN PFEIFERLING (mit Carsten Krüger)
1971 BALLE, MALLE, HUPE UND ARTUR (mit einem Kollektiv)
Brüder-Grimm-Preis
1971 TRUMMI KAPUTT
1972 MANNOMANN! (mit Reiner Lücker)
1973 DOOF BLEIBT DOOF (mit Reiner Lücker und Uli Gressieker)
1973 EIN FEST BEI PAPADAKIS (mit Christian Sorge)
1974 NASHÖRNER SCHIESSEN NICHT (mit Jörg Friedrich)
1977 VATERMUTTERKIND (mit Reiner Lücker)
1978 MAX UND MILLI
1980 HEILE HEILE SEGEN (mit Christian Veit)
1982 DICKE LUFT (mit Reiner Lücker)
1983 DER SPINNER (mit Henning Spangenberg)
1990 HIMMEL ERDE LUFT UND MEER
1995 BELLA, BOSS UND BULLI
2002 KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA?
2002 JULIUS UND DIE GEISTER
2009 ROSINEN IM KOPF (mit Thomas Ahrens)
2011 PÜNKTCHEN TRIFFT ANTON
2014 SCHNUBBEL
2015 EIN FEST BEI BABA DENGIZ
Jugendstücke von Volker Ludwig
1975 DAS HÄLTSTE JA IM KOPF NICHT AUS (mit Detlef Michel)
Brüder-Grimm-Preis
Einladung zum Berliner Theatertreffen 1976
1978 DIE SCHÖNSTE ZEIT IM LEBEN (mit Detlef Michel)
1981 ALLES PLASTIK (mit Detlef Michel)
1990 AUF DER MAUER AUF DER LAUER (mit Reiner Lücker)
1994 DIE MOSKITOS SIND DA
2000 MELODYS RING
Stücke für Erwachsene
1980 EINE LINKE GESCHICHTE (mit Detlef Michel)
1986 LINIE 1
Musikalische Revue (Musik: Birger Heymann)
Mülheimer Dramatiker-Preis 1987
Verfilmung von Reinhard Hauff
1987 GOLDELSE, satirische Oper (Musik: Karl-Heinz Wahren)
1989 AB HEUTE HEISST DU SARA
(mit Detlef Michel, Musik: Hans-Georg Koch)
1997 CAFÉ MITTE (Musik: Stanley Walden)
2003 BADEN GEHN (mit Franziska Steiof)
2006 SCHÖNE NEUE WELT
Musicalfassung von Aldous Huxleys’ „Brave New World“
(Musik: Achim Gieseler)
2008 ROSA (mit Franziska Steiof, Musik von Thomas Zaufke)
2009 LINIE 2 – DER ALPTRAUM (mit Rüdiger Wandel)
2017 EINE LINKE GESCHICHTE – Neufassung
Übersetzungen
1964 TICKS FÜR SECHS von Steven Vinaver
1971 Die Songs von PINKVILLE von George Tabori
1980 STÄRKER ALS SUPERMAN von Roy Kift
1987 DER MESSIAS von Barlow / Kelly / Hough (mit U. Hofmann)
1994 WAHRLICH, ICH SAGE EUCH von Patrick Barlow
1997 INDIAN CURRY. Drei Einakter von Chandrashekhar Phansalkar
Ach wie wunderbar…Volker Ludwig hat das schöne und bewegte Gesicht eines erlebnisreichen und wahrhaftigen Lebens. Jeder wie er es verdient 🙂 gilt auch für die Guten. Vielen vielen Dank für die unzähligen wichtigen und augenöffnenden Abende von einer, die 1968 geboren und an Hansaplatz zur Schule gegangen ist! Alles Gute, Gesundheit und Glück zum Geburtstag und – wenn ich was wünschen darf – bitte noch viele tolle Stücke. Lisa Voigt
Ohhhh, wie schön, vielen Dank für deinen so wunderbaren Kommentar. Mit den Stücken geben wir uns weiterhin viel Mühe, hoffentlich auch im Sinne von Volker Ludwig. Lass es dir gut gehen und begleite uns bitte gerne weiter!
LG vom GRIPS