13. Juni 2022: 85 Jahre Volker Ludwig!

Eigentlich wollte er immer nur Kabarett machen – und hat mit seinem GRIPS Theater weltweit die Kinder- und Jugendtheater revolutioniert. 

Schon seit seiner Schulzeit schrieb Volker Ludwig satirische Texte und Lieder. Im Zuge der Studentenbewegung 1966 gründete er das „Reichskabarett Berlin“, die politisch-satirische Stimme der Berliner Studentenbewegung. 1969 entstand aus dem „Theater für Kinder im Reichskabarett“ das GRIPS Theater Berlin, für Ludwig eine logische Schlussfolgerung der Zeit, „denn auch die Kinder waren damals eine unterdrückte Klasse“. Dass er damit die Kindertheater weltweit revolutionierte und mit dem „emanzipatorischen“ Ansatz ein ganz eigenes Theatergenre erschuf, das ist Volker Ludwig eher beiläufig passiert: Eigentlich dachte er, dass nach ein paar Jahren seine Mitstreiter das GRIPS Theater weiterführen würden und er zurück ans Kabarett gehen könnte. 

Der Erfolg, den das GRIPS Theater von Beginn an hatte, durchkreuzte aber diesen Plan, der gesellschaftliche Stellenwert, den das GRIPS einnahm, war so groß, „dass ich da nicht mehr aus der Verantwortung kam“, wie Volker Ludwig heute feststellt. „Vom Kabarett habe ich den pointierten Dialog, die Musikalität, die Chansons und den Spruch „Langeweile ist eine Todsünde“ als Leitmotiv für das Schreiben übernommen. Das hat natürlich dem Kindertheater unheimlich geholfen. Ich würde sagen: Da hat sich etwas glücklich zusammen gefügt. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtign Ort!“

Ganz so viel Bescheidenheit wäre aber nicht nötig, das hier sind die Fakten: Volker Ludwig ist Autor von zahllosen Liedern, Bühnenprogrammen, Übersetzungen und Theaterstücken. Für das GRIPS Theater schrieb er 37 Theaterstücke, die über 2.000 Mal nachinszeniert und in 54 Ländern und 47 Sprachen nachgespielt wurden. Seine Kinderlieder erschienen in ca. 500 Anthologien, Lieder- und Schulbüchern und auf ca. 60 Schallplatten resp. CDs. Mit seinem Welterfolg „Linie 1“ und seinen Kinderstücken war er über Jahre der meistgespielte deutschsprachige Dramatiker der Gegenwart. Volker Ludwig erhielt für seine Arbeit fast alle namhaften Preise und Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. 

Im August 2017 übergab Volker Ludwig nach 48 Jahren die Gesamtleitung des GRIPS Theaters an Philipp Harpain übergeben. Seitdem steht er dem Haus nur noch beratend zur Seite, ist aktiv im Förderverein „mehr grips“ und lebt abwechselnd in Berlin und in der Uckermark. Mit seinem Rückzug aus der Leitung des GRIPS Theaters ging seine Entscheidung, nie mehr ein Theaterstück schreiben zu wollen, einher. Was nicht heißt, dass Volker Ludwig nicht mehr schreibt, vielmehr hat er mit seiner Autobiographie über sein bewegtes Leben begonnen. Außerdem dichtet er weiterhin noch Songtexte für das GRIPS Theater, ganz aktuell sitzt er an den Liedern für das neue Kinderstück „Zum Glück viel Geburtstag“ von Milena Baisch, das im Januar 2023 im GRIPS Theater zur Uraufführung kommen wird. 

Seinen 85. Geburtstag begeht Volker Ludwig am 13. Juni 2022 ganz im privaten Rahmen. 

Und für alle, die sich gerne erinnern wollen an alle Stücke von Volker Ludwig, hier sein Werkverzeichnis

Preise und Auszeichnungen (Auswahl!)

1969, 1971, 1975, 1990, 1997 BRÜDER-GRIMM-Preis des Landes Berlin

 1982       Deutscher Kritiker-Preis 

1987        Mülheimer Dramatiker-Preis 

1989        Bolten-Baeckers-Preis der GEMA 

1994        Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für

     Menschenrechte 

1995        Silbernes Blatt der Dramatiker-Union 

1996        Ehrenpräsidentenpreis der Internationalen ASSITEJ 

1999        Preis des ITI zum Welttheatertag 

2000        Bundesverdienstkreuz 

2003        Theaterpreis der ASSITEJ

2004        Jan Dorman Preis der polnischen ASSITEJ

2007        Verdienstorden des Landes Berlin

2008        Deutscher Theaterpreis DER FAUST für das Lebenswerk

2012        Ehrenpreis für das Lebenswerk als Kulturmanager 

                 (Kulturmarken-Award)

2013        „Deutscher Schauspielerpreis“ – Ehrenpreis Inspiration

2015        Alice Salomon Poetik Preis

2019        Pfalzpreis für Literatur

Werkverzeichnis:

(es sind hier ausschließlich Volker Ludwigs Stücke für das GRIPS Theater aufgelistet!)

Kinderstücke von Volker Ludwig

1968        DIE REISE NACH PITSCHEPATSCH (mit Rainer Hachfeld) 

1969        STOKKERLOK UND MILLIPILLI (mit Rainer Hachfeld) 

                 Brüder-Grimm-Preis 

1969        MAXIMILIAN PFEIFERLING (mit Carsten Krüger) 

1971        BALLE, MALLE, HUPE UND ARTUR (mit einem Kollektiv)

                 Brüder-Grimm-Preis 

1971        TRUMMI KAPUTT 

1972        MANNOMANN! (mit Reiner Lücker) 

1973        DOOF BLEIBT DOOF (mit Reiner Lücker und Uli Gressieker) 

1973        EIN FEST BEI PAPADAKIS (mit Christian Sorge) 

1974        NASHÖRNER SCHIESSEN NICHT (mit Jörg Friedrich) 

1977        VATERMUTTERKIND (mit Reiner Lücker) 

1978        MAX UND MILLI 

1980        HEILE HEILE SEGEN (mit Christian Veit) 

1982        DICKE LUFT (mit Reiner Lücker) 

1983        DER SPINNER (mit Henning Spangenberg) 

1990        HIMMEL ERDE LUFT UND MEER 

1995        BELLA, BOSS UND BULLI 

2002        KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA? 

2002        JULIUS UND DIE GEISTER 

2009        ROSINEN IM KOPF (mit Thomas Ahrens)

2011        PÜNKTCHEN TRIFFT ANTON

2014        SCHNUBBEL

2015        EIN FEST BEI BABA DENGIZ 

Jugendstücke von Volker Ludwig

1975        DAS HÄLTSTE JA IM KOPF NICHT AUS (mit Detlef Michel)

                 Brüder-Grimm-Preis 

                 Einladung zum Berliner Theatertreffen 1976 

1978        DIE SCHÖNSTE ZEIT IM LEBEN (mit Detlef Michel) 

1981        ALLES PLASTIK (mit Detlef Michel) 

1990        AUF DER MAUER AUF DER LAUER (mit Reiner Lücker) 

1994        DIE MOSKITOS SIND DA 

2000        MELODYS RING

Stücke für Erwachsene

1980        EINE LINKE GESCHICHTE (mit Detlef Michel) 

1986        LINIE 1

                 Musikalische Revue (Musik: Birger Heymann)

                 Mülheimer Dramatiker-Preis 1987 

                 Verfilmung von Reinhard Hauff

1987        GOLDELSE, satirische Oper (Musik: Karl-Heinz Wahren) 

1989        AB HEUTE HEISST DU SARA 

                 (mit Detlef Michel, Musik: Hans-Georg Koch) 

1997        CAFÉ MITTE (Musik: Stanley Walden) 

2003        BADEN GEHN (mit Franziska Steiof)

2006        SCHÖNE NEUE WELT 

                 Musicalfassung von Aldous Huxleys’ „Brave New World“

                 (Musik: Achim Gieseler)

2008        ROSA (mit Franziska Steiof, Musik von Thomas Zaufke)

2009        LINIE 2 – DER ALPTRAUM (mit Rüdiger Wandel)

2017        EINE LINKE GESCHICHTE – Neufassung 

Übersetzungen

1964        TICKS FÜR SECHS von Steven Vinaver

1971        Die Songs von PINKVILLE von George Tabori

1980        STÄRKER ALS SUPERMAN von Roy Kift

1987        DER MESSIAS von Barlow / Kelly / Hough (mit U. Hofmann)

1994        WAHRLICH, ICH SAGE EUCH von Patrick Barlow

1997        INDIAN CURRY. Drei Einakter von Chandrashekhar Phansalkar