13 Forderungen von Kirsten Fuchs

In ihrem neuesten Theaterstück „Der Bus brennt“ (Uraufführung am 18. Januar 2023) geht Kirsten Fuchs der Frage nach, wie man mit der täglichen Bedrohung durch die Klimakatastrophe umgehen kann. Am besten natürlich aktiv, hier ihre Vorschläge resp. Forderungen:

1.) Tiere sollen das Wahlrecht bekommen, denn es leben SEHR SEHR SEHR viele von ihnen auf der Welt und sie sollten mitentscheiden können, wie es mit der Welt weitergeht, denn es ist ihre, vor allem ihre. Sie würden uns locker überstimmen. Vor allem die Insekten. Und es wäre nicht das Schlimmste, wenn sie sich durchsetzen würden. Sie wären gegen STEINGÄRTEN, gegen begradigte Flüsse, riesige versiegelte Flächen, für begrünte Dächer, gegen ständiges Rasenmähen und Laub wegpusten! Spinnen wären außerdem dafür, dass man nicht schreit und wegrennt, wenn man sie sieht, als hätten sie irgendwem irgendwas getan, außer zwei Beine mehr zu haben als andere.

2.) Das Konzept von niedlich gehört abgeschafft. Niedlich darf nicht darüber entscheiden, wer leben darf und wer nicht. Das ist falsch.

3.) …sollte Empathie als Charaktereigenschaft einen irre guten Ruf haben. Es sollte DIE Charaktereigenschaft Nr. 1 sein. In jedem Tinder- Profil muss stehen: Ich bin voll emphatisch. Das muss sexy sein, erstrebenswert. Eigenschaft, die Eltern sofort sagen, wenn sie überlegen, was sie ihrem Kind beibringen und mitgeben wollen. Nicht klug, mutig, neugierig, witzig. Das meinetwegen auch, aber zuerst muss wie aus der Pistole geschossen kommen: empathisch!

4.) …werden nur noch Waffen gebaut, die, wenn sie nach vorne losgehen, zeitgleich auch nach hinten losgehen.

5.) …kostet irgendwo wohnen nichts. Wie absurd ist das denn auch? Ein Lebewesen wird geboren und dann ist es da. Und einfach nur weil es da ist, darf es da sein. Fertig. Wohnen ist ja nichts anderes als Dasein mit Dach und Wänden. Am besten kostet demnächst laufen noch was, einfach weil das schon immer so war. Irgendwer hat das Patent auf laufen und dann kostet das eben pro Meter soundsoviel Euro. Ja, das kommt einem jetzt absurd vor, aber das Wohnen was kostet, ist normal, ja? Was ist dann mit schlafen? Warum kostet das nichts? Oder küssen? Bisher auch kostenlos. Oder tanzen? Blumen ansehen. Aber wohnen, ja? Ausgerechnet wohnen. Klar, jemand hat das Haus gebaut und bekommt dafür Geld, aber wenn man diese Leistung bezahlt hat, dann müsste man doch da wohnen dürfen. Ich bezahle doch auch nicht mein ganzes restliches Leben dafür, dass ich ein Buch gekauft habe, in dem ich immer wieder lesen kann oder dass ich eine Hose habe, die jemand genäht hat und in der ich in gewisser Weise auch wohne. Warum nicht Miete für eine Hose nehmen. Da wären wir dann auch dran gewöhnt. Der Vermieter der Hose erhöht die Miete oder klagt dich wegen Eigenbedarf aus deiner Hose oder was? Nee! Das ist Kokolores!

6.) Man darf einfach Elternteil werden und nie gefragt werden, ob man zufällig die Person ist, die ausgetragen hat oder Sperma dazu getan, die gestillt hat oder das Fläschchen gegeben. In allen Anträgen steht einfach Elternteil. Die Kinder sagen: Mapa. Fertig, peng! Es ist dasselbe Amt und dann kann jeder sagen: Nur Mapa kann die Kinder trösten. Mapa kann das einfach gut mit den Kindern, denn Mapa fühlt das, als Mapa hat man von Natur aus so eine Bindung an das Kind, genau Mapa und Mapa können das beide am besten.

7.) Wer reich ist, beginnt zu stinken. Wie das umgesetzt wird, ist mir egal: wer reich ist, stinkt.

8.) Verpackungsmüll ist menschmagnetisch und bleibt immerzu an uns kleben, wenn wir ihn gekauft haben.

9.) Lesen führt zu Orgasmen. Dicke Bücher zu noch schöneren Orgasmen. Da kann ich nun als Schriftstellerin endlich meinen Beitrag leisten und einfach noch mehr richtig geile Bücher schreiben.

10.) Alle Götter arbeiten zusammen und untersagen klipp und klar in leicht verständlicher Sprache, dass Genitalverstümmelung verboten ist, sonst müssen sie als Gott zurücktreten.

11.) Fleisch schmeckt nicht mehr, einfach so von heut aus Morgen. Schmeckt einfach nicht mehr. Niemand muss sich groß Mühe geben kein Fleisch mehr zu essen. Irgendwann wird man sagen: tote Lebewesen essen, das ist doch absurd. Und es schmeckt ja auch gar nicht. So wie man keine Kotze isst oder seine Kinder. Obwohl die vielleicht sogar schmecken.

12.) Wer ein Nazi sein will, darf einen Zaun um sein Grundstück ziehen, sagen, dass das sein Land ist, und dass es das beste Land von allen ist, eine eigene Währung haben, eine Flagge, sich tierisch was drauf einbilden und sich das Wappentier tätowieren, Grüße rufen und Lieder singen, so viel wie man mag. Das tolle ist, dass kein Fremder in das Hoheitsgebiet darf und darum keine Überfremdung stattfindet, aber man darf eben auch nicht raus.

13.) Bei dem Thema Abtreibung darf nur mitreden, wer sich danach genau um dieses Kind auch kümmern würde.

Diese Liste meiner Forderungen gilt ab jetzt. Ich bin fertig.