Kinder- und Jugendtheater: Teils gerettet, teils weiterhin bedroht!

Stellungnahme vom 19. Dezember 2024 vom Arbeitskreis Berliner Kinder- und Jugendtheater zum Beschluss des Haushalts 2025

Am 19.12.2024 verabschiedete das Berliner Parlament mit den Stimmen der schwarz-roten Koalition den Nachtragshaushalt 2025 mit vorgesehenen Kürzungen von 3 Milliarden Euro. Insbesondere bei Kultur, Bildung und Soziales wurde hart gekürzt.
Der Arbeitskreis der Berliner Kinder- und Jugendtheater kritisiert die Kürzungen im Haushalt 2025, die trotz punktueller Verbesserungen auf Kosten anderer Kultureinrichtungen weiterhin Kinder- und Jugendtheater sowie die kulturelle Jugendarbeit gefährden.

Hauptpunkte der Betroffenheit:

  1. TanzZeit e.V.:
    • Kürzungen von knapp 20% bei „Tanz in Schulen“ (SenBJF) führen zu Stellenabbau und Reduzierung der Projekte für Schulklassen.
    • Planungsunsicherheit bei Tanzkomplitzen aufgrund unklarer Förderhöhe
  2. Schaubude:
    • Kürzungen von 15 % bei der Kulturprojekte Berlin GmbH bedrohen die Substanz des Theaters.
    • Honorare müssen um 40 % gekürzt, der Spielplan muss um 30% reduziert, das Kinderprogramm von April bis September eingestellt werden.
    • Barrierefreie und vermittlungsorientierte Angebote können nicht fortgeführt werden.
  3. Theater Morgenstern:
    • Ein Mitarbeiter wurde entlassen, 3 weitere sind in Kurzarbeit.
    • Unklarheit über Förderhöhe führt zu Planungsunsicherheit und erschwert Neuproduktionen.
    • Die Stelle des Resilienzdispatchers fällt weg; Projekte für kulturelle Teilhabe werden voraussichtlich reduziert.
  1. Theater o.N.
    • Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit bzgl der Basisförderung und ausstehender Drittmittel reduziert sich der reguläre Spielbetrieb von Mitte Februar bis Ende April und Oktober bis Dezember
    • Bei zwei von drei Teilzeitmitarbeiter*innen wurden die Wochenstundenzahlen um 5-10 Stunden gekürzt, bei drei Honorarkräften wurden die Stunden um 30-50% gekürzt
    • Es gab in der bewiligten Basisförderung (160t) – die nur knapp 50% der beantragten Summe beträgt – seit 2022 keine Erhöhung, so dass erhöhte Mieten und Steigerungen bei Löhnen und Honoraren sowie Sachkosten ausgeglichen werden mussten.
  1. Soloselbständige Künstler*innen und Duos:
    • Spielorte und somit Auftrittsmöglichkeiten fallen weg = bedeutend weniger Honorare = existenzbedrohlich
  • TUSCH (Theater und Schule):
    • Kürzung von fast 20 % (SenBJF) reduziert Projektmittel für Partnerschaften und schränkt die Breite und Qualität der Theaterarbeit an Schulen stark ein.
    • Weitere Angebote wie Workshops und das TUSCH Festival werden eingeschränkt.
  1. Berlin Mondiale & Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Entwicklung:
    • Berlin Mondiale wird mit nur 50.000 € abgewickelt.
    • Die Stiftung kulturelle Weiterbildung und Entwicklung muss 1 Mio. € einsparen, was Personalabbau und Programmkürzungen bedeutet.
  2. Resilienz Dispatcher:
    • Für die Theater, Atze Musiktheater, Grips Theater, Parkaue und Theater Strahl wurden der Resilienz Dispatcher ersatzlos gestrichen. Dies bedeutet, dass die angefangenen Digitalisierungsprozesse nicht weitergeführt werden können.

Freie Szene in Gefahr:

  • Das Theater- und Tanzangebot für Kinder und Jugendliche wird neben den größeren Häusern durch eine lebendige und vielfältige freie Szene bestehend aus mittleren und kleineren Produktionsorten sowie einer großen Anzahl von Gruppen und Einzelkünstler*innen gestaltet und vorangetrieben. Die Haushaltstitel für die Freie Szene sind zur großen Erleichterung der betroffenen Gruppen von den Kürzungen ausgenommen. Trotzdem hat der Prozess um die Sparmaßnahmen gravierende Auswirkungen, denn angesichts der ohnehin prekären Bedingungen sorgten die Debatten für existenzielle Ängste. Und die Unsicherheit bleibt, da Zuwendungsbescheide für Projekte im Jahr 2025 noch nicht ausgestellt sind und weitere Kürzungsdebatten befürchtet werden.  Hierdurch könnten folgende Theater bedroht sein: Theater Strahl, das Weite Theater, das Theater o.N., das FELD Theater für junges Publikum, das Fliegende Theater, das Figurentheater Grashüpfer, das Schlossplatztheater, die Jugendtheaterwerkstatt Spandau und die Zitadelle Puppet Company, das Theater Jaro das Platypus Theater die TanzkomplizenMorgenstern, die Gruppe florschütz&döhnert und viele weitere Orte und mobile Theater. Weitere Einschnitte könnten Schließungen und das Ende zahlreicher künstlerischer Karrieren zur Folge haben.

Atze Musiktheater, GRIPS Theater und Theater an der Parkaue:

  • Die Rücknahme der Kürzungen für diese drei Häuser begrüßen wir, doch es fehlen Mittel für Tarif- und Inflationsausgleich, was trotzdem Stellenabbau und Angebotsreduktion wahrscheinlich macht.

Für den Arbeitskreis Berliner Kinder- und Jugendtheater:

Atze Musiktheater, Thomas Sutter und Matthias Schönfeldt
Das Weite Theater, Björn Langhans
Figurentheater Ute Kahmann
GRIPS Theater, Philipp Harpain und Andreas Joppich
Morgenstern – Theater im Rathaus Friedenau, Pascale Senn Koch und Daniel Koch
Schaubude Berlin, Tim Sandweg
TanzZeit/TANZKOMPLIZEN, Livia Patrizi
Theater an der Parkaue, Christina Schulz und Alexander Riemenschneider
Theater Jaro, Katja Pölzer
Theater o.N., Dagmar Domrös, Doreen Markert und Vera Strobel
Theater Strahl, Karen Giese, Anna Vera Kelle und Matthias Kelle