Inge Deutschkrons Wirken als Zeitzeugin – Teil 2

Inge Deutschkrons Arbeit als Zeitzeugin beschränkte sich nicht nur auf ihre unzähligen Besuche in Berliner Schulen, sondern sie setzte sich auch dafür ein, dass das Gedenken auch in verschiedenen Projekten, Museen und Stiftungen weiterging und verstetigt wurde:

Das Blumenstrauß-Projekt

Besonders am Herzen lag Inge Deutschkron das von ihr initiierten Blumenstraußprojekt, bei dem seit 2006 jährlich am 27. Januar – dem internationalen Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz – Überlebenden des Holocausts von Berliner Schülerinnen und Schülern Blumensträuße überbracht wurden. 
Unter der Projektleitung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und der Senatskanzlei und in Kooperation mit dem GRIPS Theater, konnten Theaterworkshops und unzählige Zeitzeugengespräche zwischen Überlebenden der Shoa und Berliner Schülerinnen und Schülern realisiert werden. Die Gespräche waren gleichzeitig Ausgangspunkt zahlreicher Projekte zur Antisemitismus- und Gewaltprävention an den Berliner Schulen. Im Moment wird dieses Projekt neu aufgestellt.

Das Blumenstrauß-Projekt 2013 mit Staatssekretär für Bildung Mark Rackles. Foto: David Baltzer/bildbuehne.de
Das Museum „Blindenwerkstatt Otto Weidt“

Durch Zufall wurde eine Gruppe von Studenten der Museumskunde der  Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft auf die leerstehenden Räume der ehemaligen Blindenwerkstatt Otto Weidt aufmerksam. Im März 1999 richteten die Studenten in den authentisch erhaltenen Räumen die Ausstellung „Blindes Vertrauen“ ein. Im Zuge ihrer Recherche über die Geschichte des Ortes lernten sie Inge Deutschkron kennen, die in der Blindenwerkstatt arbeitete und hier als verfolgte Jüdin Hilfe und Unterstützung erfuhr. Es war der Wunsch vieler Besucher, dass dieser einmalige authentische Ort dauerhaft erhalten bleibt. Aus diesem Grund wurde der Förderverein Blindes Vertrauen gegründet, dessen Vorsitzende Inge Deutschkron ist.

Mit der Unterstützung des damaligen Staatsministers für Kultur und Medien, Dr. Michael Naumann, gelang 2001 die Anbindung des Ortes an das Jüdische Museum Berlin. Im folgenden Jahr besuchte das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt der damalige Bundespräsident Johannes Rau, der sich seit vielen Jahren für jene Deutschen einsetzte, die wie Otto Weidt Juden uneigennützig geholfen hatten. Er forderte die Errichtung einer zentralen Gedenkstätte für „Stille Helden“.

2004 stellten der Bund und die Stiftung Klassenlotterie Berlin Mittel zur Verfügung, um das Haus Rosenthaler Straße 39 zu erwerben. Ziel war, das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt langfristig zu erhalten und eine Gedenkstätte für „Stille Helden“ zu errichten. Mit dieser Aufgabe wurde die Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand betraut, die 2005 auch die Trägerschaft für das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt übernahm. Die neue Dauerausstellung im Museum Blindenwerkstatt wurde im Dezember 2006 eröffnet, von Januar bis Mai 2023 wird diese neu konzipiert. Führungen und eine eingeschränkte Ausstellung kann man dennoch besuchen, beides sind eine hervorragende Ergänzung des Theaterstücks „Ab heute heißt du Sara“.

Siehe museum-blindenwerkstatt.de

Die Gedenkstätte STILLE HELDEN 

Seit den 1990er Jahren wuchs das öffentliche Interesse an den Lebensgeschichten von Menschen, die während der NS-Diktatur verfolgten Juden halfen. Angeregt von der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie” gab es zwischen 1997 und 2002 unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Wolfgang Benz am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin das Forschungsprojekt „Rettung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1945”. Auch Filme wie „Schindlers Liste” und zahlreiche Publikationen verstärkten das Interesse am Thema.
Nach vielfältigen Bemühungen, auch durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, konnte 2004 der Gebäudekomplex in der Rosenthaler Straße 39 mit Mitteln des Bundes und der Stiftung Klassenlotterie Berlin erworben werden. Es sollte nicht nur das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt ausgebaut, sondern auch eine zentrale Gedenkstätte „Stille Helden” errichtet werden.
Mit der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung wurde im April 2005 die Gedenkstätte Deutscher Widerstand beauftragt. Basierend auf den Forschungsergebnissen des Zentrums für Antisemitismusforschung und in Kooperation mit diesem bereitete das »Projekt Stille Helden« die Dauerausstellung vor. Am 27. Oktober 2008 wurde die Gedenkstätte eröffnet. 
Die derzeitige Präsentation zeigt vor allem Rettungsgeschichten im Deutschen Reich. In einem zweiten Schritt soll sie erweitert und um Hilfeleistungen in den deutsch besetzten Gebieten ergänzt werden. Die dafür notwendigen Vorbereitungen werden gemeinsam mit der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem und europäischen Partnerinstitutionen in den nächsten Jahren durchgeführt.

Siehe gedenkstaette-stille-helden.de

Die Inge-Deutschkron-Stiftung (in der Schwarzkopf-Stiftung)

Die Inge Deutschkron Stiftung hat das Ziel, insbesondere der jüngeren Generation über den Geschichtsunterricht hinaus Informationen über die Schrecken des Nationalsozialismus in Deutschland zu vermitteln, um dem Wiederaufleben rechtsradikaler Tendenzen entgegen zu wirken, junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage zu ermutigen und darüber hinaus das Andenken an die sogenannten „Stillen Helden“ wach zu halten; Frauen und Männer, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten des Naziregimes geholfen haben. Die Inge Deutschkron Stiftung organisiert für dieses Ziel verschiedene Veranstaltungen, wie Podiumsdiskussionen, Vorträge und Lesungen.

Siehe inge-deutschkron-stiftung.de