Von „Alpha-Male“ bis „Sexting“

Ein Glossar der Begrifflichkeiten rund um das Theaterstück „Upload Virgin“

Unsere Theaterpädagogik hat für das Materialheft von „Upload Virgin“ ein umfangreiches Glossar der Wörter erstellt, mit denen sie sich bei der Recherche zum Stück beschäftigt haben:

Unter Alpha-Male bzw. Alpha Mann wird ein attraktiver, erfolgreicher und durchsetzungsfähiger Mann verstanden. Der Begriff Alpha Male kommt aus der manosphere, einem online Netzwerk. Online gibt es viele Anleitungen und Coaches, die versprechen, Menschen zu Alpha Männern zu machen.  In der Weltsicht, wie sie in der manosphere beschrieben wird, stehen Männer miteinander in Konkurrenz um Frauen. Hier herrscht die Vorstellung, es ließe sich eine klare Hierarchie zwischen Männern erkennen, in der die eine Gruppe, die Alpha-Males, oben stehen und attraktiv auf Frauen wirken, während die Beta Males unten stehen und für Frauen unattraktiv sind. “Alpha-Male” und “Beta Male” sind Begriffe von Wissenschaftler*innen, die das Verhalten von Tieren erforschen. Mit diesen Begriffen menschliches Verhalten zu beschreiben, soll sich nach Wissenschaft anhören, hat aber nichts mit Wissenschaft zu tun.

Benevolenter Sexismus 
Benevolenter (wohlwollender) Sexismus basiert auf drei Annahmen:

1. Männer müssen Frauen beschützen und finanziell versorgen 
2. Frauen sind das „bessere Geschlecht“ 
3. Romantisch verklärtes Bild von einer Frau als Partnerin, ohne die ein Mann kein sinnerfülltes Leben führen kann 

Frauen werden durch benevolent sexistische Zuschreibungen nicht nur als wunderbar und warmherzig, sondern ebenfalls als inkompetent und schwach charakterisiert. Dadurch wirken sie einerseits negativ auf einzelne Frauen. Weil Frauen von Natur aus als fürsorglich angesehen werden, wird ihre emotionale Arbeit als selbstverständlich genommen und nicht als Arbeit anerkannt. Geschlechterrollen und somit Geschlechterungerechtigkeit werden durch benevolenten Sexismus verfestigt.
Darüber hinaus kann benevolenter Sexismus in Anfeindungen umschlagen, wenn Frauen beispielsweise nicht den ihnen zugeschriebenen Geschlechterrollen entsprechen oder beispielsweise die ungefragte Hilfeleistung ablehnen. 

Body Count bedeutet, mit wie vielen Menschen eine Person bereits Sex hatte. Berichtet also jemand von einem Body Count von 10, so bedeutet das, dass diese Person mit 10 Menschen Geschlechtsverkehr hatte. Häufig prahlen z.B. auf TikTok junge Männer mit einem hohen Body Count. Junge Frauen sprechen eher von einem niedrigen Body Count. Hier offenbaren sich stereotype Geschlechterrollen.

Geschlechterrollen beinhalten alles, was in unserer Gesellschaft als „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ gilt , sowie alles, was von Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern erwartet wird, damit sie als „richtige“ oder „normale“ Mädchen/Frauen und Jungen/Männer gelten.

IRL ist die Abkürzung für “In Real Life”. Was mit „im wirklichen Leben“ übersetzt werden kann und die Zeit meint, die nicht online verbracht wird.

Konsens ist wichtig, damit es beim Sex nicht zu Übergriffen und Gewalt kommt. Konsens bedeutet, dass sich bei einer sexuellen Handlung alle Beteiligten frei dafür entschieden haben und jederzeit aufhören können. Bedingung dafür ist, dass sich alle frei entscheiden. Gutes Erklärvideo zum Thema Konsens.

Lookismus beschreibt die Diskriminierung aufgrund von Schönheits- und Körpernormen. Menschen werden in „schön“, „hässlich“ oder irgendwo dazwischen eingeteilt. Schönheitsnormen betreffen vielleicht insbesondere Frauen. Daher ist Lookismus mit Objektifizierung und Sexismus eng verwoben. Beispielsweise behaupten viele heterosexuelle Männer, die sich ihrer Sexismen nicht bewusst sind, dass sie alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht – gleich behandeln würden. Die Interaktionen mit bzw. Behandlung von als „schön“ eingeteilten Frauen und als „weniger schön“ oder „hässlich“ eingeteilten Frauen, ist häufig jedoch alles andere als gleich. Zudem werden von diesen heterosexuellen Männern gegenüber anderen Männern meist andere Kriterien (z.B. Interessen) als Schönheitsnormen zur Beurteilung herangezogen.
Aber auch Männer leiden unter Lookismus / Schönheitsnormen und empfinden sich als zu klein, zu dünn oder zu dick oder mit zu viel oder wenig Körperbehaarung ausgestattet.

Männlichkeit | Männlichkeitsanforderungen sollte nicht mit „alle Männer“ verwechselt werden.  Männlichkeit beschreibt weder die Summe dessen, was alle Männer sind, noch tatsächliche Männer. Männlichkeit ist eine (stereotype) Idee von dem, was Männer sind.
Männlichkeitsanforderungen leiten sich von diesen (stereotypen) Männlichkeitsbildern ab. Beides ist nicht leicht zu beschreiben, da sie sich je nach kultureller Zugehörigkeit, sozialem Umfeld, Zeit und Ort verändern. Männlichkeitsanforderungen sind die Gesamtheit der Aussagen „wie Männer nun mal so sind“ bzw. „sein müssen“. Es handelt sich um (kulturelle) Anforderungen, mit denen sich alle auseinandersetzten, müssen, die von sich und/oder anderen als Männer betrachtet werden. Es geht um Anforderungen, um als „richtiger“ Mann akzeptiert zu werden.

Beispiele von Männlichkeitsanforderungen sind:

  • Andauernd stark, cool und souverän zu sein
  • Führungsanspruch und Dominanz zu zeigen
  • Mut und Risikobereitschaft zu demonstrieren

Natürlich gibt es analog dazu Weiblichkeit und Weiblichkeitsanforderungen. 
Diese beiden englischsprachigen Videos, die auf YouTube zu finden sind, bilden eine wunderbare Basis, um über Männlichkeits- bzw. Weiblichkeitsanforderungen ins Gespräch zu kommen: 48 Things Men Hear In A Lifetime (That Are Bad For Everyone) + 48 Things Women Hear In A Lifetime (That Men Just Don’t)

Maskulinismus/Männerrechtsbewegung ist eine politische Bewegung, die (vermeintlich) für die Rechte von Männern eintritt. Vielen Maskulinisten geht es aber um die Abwertung von Frauen und anderen Geschlechtern. Viele Maskulinisten sind gleichzeitig Antifeministen und der Meinung, dass Männer heutzutage von Frauen unterdrückt würden. (Quelle: https://genderdings.de/gender-woerterbuch/)

Die Manosphäre  (auf English “the manosphere”) ist ein Netzwerk von Online-Männergemeinschaften gegen die Emanzipation von Frauen. Sie machen Frauen und Feministinnen für alle möglichen Probleme in der Gesellschaft verantwortlich. Viele dieser Gemeinschaften fördern Geschlechter-Stereotype oder sogar Hass gegenüber Frauen und Mädchen. (Quelle)

Als Pick-Up Artists (dt. Aufreiß-Künstler), kurz PUA, auch Seduction Communities, Pick-Up Communities oder Dating-Coaches, werden überwiegend männliche Gruppen bezeichnet, die sich durch gezielte Anwendung verschiedener Verhaltensweisen und psychologischer Methoden bessere Chancen bei der sexuellen Verführung fremder Menschen (überwiegend Frauen) versprechen. Die Gruppen werden der antifeministischen Manosphere zugerechnet. 

Sexting meint das Versenden von erotischen Nachrichten, freizügigen Bildern oder Videos. Dabei will man sich möglichst sexy in Szene setzen, um auf das Gegenüber attraktiv zu wirken. Übrigens ist Sexting kein Phänomen, das nur unter Jugendlichen vorkommt. Ganz im Gegenteil: Viel häufiger versenden Erwachsene solche Bilder. Grundsätzlich ist Sexting nichts Schlechtes: Es kann ein Liebesbeweis sein, der Versuch, den Schwarm zu beeindrucken oder einfach das Ausprobieren der eigenen Wirkung. Jedoch stellt sich ein grundsätzliches Problem: Beziehungen zwischen Menschen verändern sich. Vertrauen ist nicht immer gegeben. Man kann nicht wissen, was mit den eigenen Bildern geschieht. Zum Beispiel können Bilder, die einvernehmlich und im Vertrauen zugeschickt wurden, dann ungefragt oder ohne Einverständnis an andere weitergesendet werden. 
Sexting an sich ist also nicht schlecht, sondern der Missbrauch der Bilder durch andere Personen – und kann auch strafbar sein. Jugendliche, deren Bilder genutzt werden, sind in diesem Fall die Opfer. Sie sind nicht zu verurteilen. 

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Dieses Glossar ist aus diesen Quellen zusammengestellt:
 en.wikipedia.org/wiki/Alpha_and_beta_male
loveline.de/lexikon
juuuport.de/infos/lexikon
bukof.de/wp-content/uploads/Text-benevolenter-Sexismus-Handreichung.pdf
naturfreundejugend-berlin.de/blog/emotionale-und-affektive-arbeit
genderdings.de/gender-woerterbuch
lookism.info