Jugendliche erkunden ihre Rechte in Berlin: Ein Raum für Workshops, Aktivist*innen und Kreativität
Ellen Uhrhan ist Regisseurin, Theaterpädagogin und politische Bildnerin. Mohammed Jouni ist Sozialarbeiter, machtkritischer Bildner und Empowerment-Trainer. Beide kennen sich seit 2015, seitdem machen sie unterschiedliche Projekte zusammen rund um die Themen Jugendbeteiligung, Inklusion, Antidiskriminierung, Menschen und Kinderrechte. Eines der wichtigsten Projekte, das sie anleiten und gestalten, ist das Projekt „Kunst und Empowerment„, ein Projekt der GRIPS Werke e.V. in Kooperation mit dem GRIPS Theater, „Jugendliche ohne Grenzen“ und dem Bundesfachverband unbegleitete Flüchtlinge.
Im Gespräch mit GRIPS-Theaterpädagogin Lama Ali erzählen Mohammed und Ellen mehr über das Projekt und seine Ziele.
GRIPS: Was ist „Kunst und Empowerment“ ? Welche Menschen nehmen daran teil und welche Themen beschäftigt euch am meistens?
Mohammed: „Kunst und Empowerment“ ist ein Folgeprojekt einer langen Serie an Projektformaten seit 2015. Anfangs war es eine Open Stage, bei der immer ca. 80 Menschen da waren, dann entwickelte es sich weiter und veränderte sich in ein intensiveres Austauschformat zu unterschiedlichen Diskriminierungsformen. Und aktuell beschäftigen wir uns mit Kinderrechten und die Relevanz für Jugendliche. Hier sind meist 25-30 Menschen anwesend. Was eine gute Zahl ist, um sich intensiver kennenzulernen und sich auch anders auf die Themen einzulassen. Uns beschäftigen die Themen, die die Jugendlichen beschäftigen. Diese evaluieren sie mit uns am Ende des Projekts und bringen Ideen und Wünsche für das Folgeprojekt mit ein.
GRIPS: Welche spezifischen Kunstformen oder -techniken oder Formate verwendet ihr in den Workshops?
Ellen: Wir haben schon so viele unterschiedliche Sachen ausprobiert, von Graffiti über Theater, Podcast, kreatives Schreiben, Adbusting und DJing – Beatboxxing, sehr, sehr abwechslungsreich. Wir probieren viele Dinge aus und jede Person darf schauen, was am besten zum eigenen politischen Aktivismus passt.
GRIPS: Welche langfristige Wirkung erhofft ihr euch von eurer Arbeit in diesem Projekt ?
Mohammed: Wir machen das Projekt mit dem Gedanken, Menschen und vor allem junge Menschen zu vernetzen. Ihre Perspektiven auch auf andere Diskriminierungsformen zu sensibilisieren und auch untereinander zu vernetzen. Aus „Kunst und Empowerment“ ist schon ein Folgeprojekt entstanden: Die YOUNG ACTIVIST ACADEMY. Dort vernetzen sich Junge Aktivist*innen und qualifizieren sich zu Themen wie politische Kommunikation, Pressetraining, Auftrittskompetenz , kreative Protestformen, Vernetzung, Antragstellung und Fundraising.
GRIPS: Nach dem Workshop gibt es immer leckeres Essen, ist das für euch das wichtig?
Ellen: Essen verbindet. Essen schafft Gesprächsanlässe. Essen schafft Gemeinschaft. Essen ist immer ein guter Grund, zu einer Veranstaltung zu kommen. Essen ist einfach lecker, vor allem wenn wir es teilen.
GRIPS: Kannst du uns von einem inspirierenden Moment oder einer besonderen Erfahrung in einem deiner Workshops erzählen?
Mohammed: Es sind oft die kleinen Sachen, die für mich besonders sind. Wenn Menschen sagen, ich habe heute wieder seit langem gelacht, geweint, mich sicher gefühlt usw.. Junge Rom*nja-Aktivistinnen haben bei uns als Expertinnen eine Session geleitet zum Thema Rom*nja-Leben und Aktivismus. Viele der Teilnehmenden hatten sich mit dem Thema bis dahin wenig beschäftigt. Es war sehr intensiv und respektvoll, so dass die Aktivistinnen den Raum im Nachhinein als einen safe space bezeichnet haben, was für uns eine krasse Rückmeldung war.
GRIPS: Hast du Tipps oder Ratschläge für andere Aktivist*innen oder Organisationen, die ähnliche Workshops anbieten möchten?
Ellen: Wie schon gesagt, wir machen Projekte dieser Art schon seit 2015. Da steckt sehr viel Beziehungsarbeit darin. Die Teilnehmende beteiligen sich an vielem im Projekt, können teilweise mitschreiben und mit unserer Unterstützung Sessions selbstständig durchführen und dabei vieles lernen. Aber ich finde es wichtig, durch solche Projekte auch Gelder durch Aufwandsentschädigungen an ALLE Menschen auszahlen können – sprich jede Partizipation wird hier auch entlohnt. Die Teilnehmenden müssen nicht ihr Wissen kostenfrei zur Verfügung stellen. Es braucht extra Honorare für Akquise von Teilnehmenden und vor allem Netzwerke dazu.