Flimmer-Billy
Theaterstück für Menschen ab 5
von Thomas Ahrens
Uraufführung am 10. Mai 2006 im GRIPS Theater Berlin
Ein Mitschnitt einer Vorstellung von 2007 in der Schiller-Theater-Werkstatt
Die tragische Geschichte von Billy, dem der Fernseher weggenommen wurde
Da hat ihm seine Mutter erlaubt, Fernsehen und seine geliebten Dino-Videos zu gucken, so viel und so oft, wie er will, und dann sagt sie eines Tages: »Mir reicht’s!« und nimmt ihm den Fernseher einfach weg! „Frechheit!“, denkt sich der sechsjährige Wilfried entsetzt, besser bekannt als Flimmer- Billy.
Und schon hat ihn der Fernsehentzug fest im Griff: Was Billy sich nicht alles ausdenkt und anstellt, um endlich wieder seine geliebten Dino-Videos sehen zu können! Dabei scheucht er nicht nur seine Oma im Altersheim auf, sondern stiftet auch noch Chaos bei Sabina, der Nachbarstochter. Spätestens als Billy die Fernsehabteilung eines Kaufhauses aufmischt, merkt die Mutter, dass ihr Sohn dringend Hilfe braucht …
Viele Lehrer haben uns berichtet, dass ihre Schüler am Montagmorgen oft kaum zu bändigen sind, weil sie einfach zu viel Zeit am Wochenende vor dem Fernseher verbracht haben. Statistiken bestätigen das: Ein Drittel aller Kinder hat ein eigenes Fernsehgerät im Zimmer, in den neuen Bundesländern sogar jedes zweite. Grundschulkinder sehen in Deutschland täglich im Schnitt etwa 90 Minuten fern (Erwachsene: dreieinhalb Stunden). Videospiele, Internet, Gameboy kommen noch hinzu. Nach dem Verlassen der Schule hat der Deutsche im Schnitt 11.000 Stunden die Schulbank gedrückt, aber 17.000 Stunden vor dem Fernsehgerät verbracht.
Kinder sind nicht per se Vielseher, sie nutzen Fernsehen zur Bearbeitung von eigenen Themen. In Maßen genossen und von Erwachsenen begleitet, können Medien können durchaus eine positive Ergänzung der Wirklichkeitserfahrung der Kinder darstellen.
Gründe für das Vielsehen
Übermäßiger Fernsehkonsum bei Kindern kann verschiedene Gründe haben. Oft ist das Fernsehverhalten der Eltern das Vorbild. In vielen Fällen ist der Rückzug in die Glitzerwelt des Fernsehens aber auch ein Hilferuf. „Kinder, die geringes Selbstwertgefühl oder schulische Probleme haben, in einer gefühlsmäßig brüchigen Eltern-Kind-Beziehung leben, denen Halt und Orientierung fehlen, fliehen häufig in die Welt der Medien.“
Hinzu kommt, dass es für viele Kinder zu wenig Möglichkeiten gibt, ihre Phantasie spielerisch auszuleben. „Wenn die Umwelt Kreativität, Phantasie und Träume nicht mehr zulässt, dann werden diese elementaren Bedürfnisse per Knopfdruck via Medien befriedigt.“ (aus Jan-Uwe Rogge: „Kinder können fernsehen“)
Auch die berufliche Belastung der Eltern kann eine Rolle spielen. Die amerikanische Soziologin Martina Morris fasst ihre Untersuchungen folgendermaßen zusammen: „Die Wirtschaft saugt immer mehr Kraft aus den Haushalten, der Stress nimmt zu und es bleibt immer weniger Zeit für Kinder.“
TEAM
Regie: Jens Vilela-Neumann | Musik: Thomas Holm | Bühne: Uwe Nebe | Kostüme: Anne Herzau | Es spielen Thomas Ahrens und Claudia Balko, Vibraphon und Percussion von Martin Fonfara
Alle Rechte am Stück bei Thomas Ahrens
Ein Mitschnitt von FEINSCHNITT im Auftrag des GRIPS Theaters
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Pressestimmen
Die deutsche Bühne, Irene Bazinger, 07/2006
»In der kurzweiligen Inszenierung von Jens Neumann spielen sich Thomas Ahrens und Claudia Balko zur Live-Musik von Thomas Holm durch ein Sammelsurium von Krisen, Katastrophen und Klischees, um zu einem pädagogisch wertvollen Schluss zu finden: Glotze ja, aber in wohl dosierten Portionen. « Die Deutsche Bühne
»Da hat jemand ein Theaterstück geschrieben, der Kinder liebt. Thomas Ahrens ist nicht nur ein vielseitiger Schauspieler, er ist auch ein guter Autor. Und die vielen Kinder im Zuschauerraum freuen sich über alle Maßen über diesen Billy, den sie wohl auch aus dem wirklichen Leben kennen.« www.berliner-theaterkritiken.de
»Obwohl das Leben selbst die Probleme vorgibt und gründliche Recherchen in die Stücke einfließen, Thesen-Theater wird beim GRIPS nie daraus. Sondern in diesem Falle einmal mehr ein 60minütiges, schlankes, aber dennoch mehrdimensionales Stück. Und das alles hat ziemlich viel Speed.« RBB, Zeitpunkte
»Über das Selbstverständliche verliert man nicht oft Worte. Zum Beispiel darüber, wie Thomas Ahrens, mit Unterbrechungen seit über dreißig Jahren am Grips-Theater, Kinder spielt. So schlau, so komisch, so alterslos. Grips-Kinder sind nie kindisch, können sogar eine Glatze haben. Thomas Ahrens schreibt (sich) auch selbst Stücke, in der Schiller-Theater-Werkstatt wurde sein „Flimmer-Billy“ uraufgeführt: die Geschichte eines Jungen, der fernsehsüchtig ist, vor allem nach Saurierfilmen. … Eine prall gefüllte Grips-Theaterstunde. « Der Tagesspiegel, Rüdiger Schaper, 12.05.2006
»Die Inszenierung von Jens Neumann sprudelt vor Leichtigkeit und Spielwitz; hier wird weniger erklärt, mehr verbildlicht. „Flimmer-Billy“ ist eine Publikumsverführung: zu einem Kinderleben jenseits der Glotze.« Berliner Zeitung, Dirk Pilz, 03.06.2006
»Mit simplen, aber bestechenden Mitteln, unterstützt von Thomas Holm an Schlagzeug und Vibraphon, ist das eine kurze und unterhaltsame Studie in Sachen frühester Abhängigkeit.« RBB, RadioBERLIN 88,8