„Stecker ziehen“: Bühnen- und Kostümbildnerin Sigi Colpe im Interview

Es ist Oktober 2021 und die Uraufführung von Rinus Silzles Theaterstück STECKER ZIEHEN steht kurz bevor.
Regisseur Jochen Strauch, Schauspieler*innen und Team sind auf der Zielgeraden in die Endproben geradewegs auf die Uraufführung am 28. Oktober 2021 zu. Doch noch bevor die Proben für STECKER ZIEHEN vor sechs Wochen begannen, hat sich Bühnen- und Kostümbildnerin Sigi Colpe viele Gedanken um die Räume und Kleidung im Stück gemacht. Nike Fuchs (FSJ Kultur) und Elisabeth Graaf (Praktikum) haben mit ihr über die Produktion gesprochen:

Wer bist du und was machst du bei „Stecker ziehen“?

Ich bin Bühnen- und Kostümbildnerin und arbeite seit dem Jahr 2000 an verschiedenen Theatern im deutschsprachigen Raum, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich lebe mit meiner Familie in Hamburg, habe selbst vier Kinder, die aber schon groß sind. Ich bin das erste Mal am GRIPS Theater, was mich sehr freut. Kinder- und Jugendtheater ist mir total wichtig, sowohl für die Schulen als auch für Familien, damit Jugendliche einen Zugang zum Theater bekommen können. Es ist toll, so direkt und distanzlos von der Bühne Inhalte vermittelt zu bekommen.

Wenn du ein Bühnenbild kreierst, wie gehst du normalerweise vor?

Ich lese immer erstmal den Text und überlege dann, was braucht das Stück, welchen Inhalt des Stücks kann ich mit dem Bühnenraum unterstützen. Welche Spielmöglichkeiten schafft der Raum für die Schauspieler*innen. Kann der Raum zum Mitspieler werden? Und wie kann ich Assoziationen für das Publikum schaffen, damit es selbst etwas im Bühnenbild sieht, was ihm noch neue Perspektiven eröffnet.

Wie bist du auf die Idee für das Bühnenbild zu „Stecker ziehen“ gekommen? Und was für Möglichkeiten bietet das Bühnenbild?

Der Text hat einen sehr schnellen Wechsel von Orten und einen schnellen Erzählwechsel der Schauspieler*innen. Insofern habe ich an ein Bühnenbild gedacht, das die Orte skizzenhaft markiert und mit viel Spielfreude von den Schauspielenden gefüllt werden kann. Die Kisten als Modulsystem bieten viele verschiedene Räume. Das Thema Stress hat mir gleich die Idee mit dem Knall-Stern als großes Element an der Rückwand gegeben. Aber wichtig finde ich auch, dass das Stück in einer Schule spielt. Insofern habe ich das Material der Schultische für die Kisten verwendet, das helle Holz wie die Schultische. Die Tische in Schulen sind meistens aus hellem Holz und einer Farbe, das ist oft auch Gelb oder Türkis. Bei uns ist das innen in den Kisten das Knallrot als Stressfarbe.

Wie nimmt es Einfluss auf die Geschichte? Kisten und Stress, wie passt das zusammen?

Die Idee ist, dass die vier Schauspieler*innen, die die Kids spielen, die vielen Kisten zur Verfügung haben, um mit ihnen selbst die Orte und Situationen zu schaffen, die sie brauchen. Das können größere Umbauten sein, die zu körperlicher Anstrengung führen, wobei sie uns Schwitzen kommen, im doppelten Sinne zum Stress. Oder es können ganz kleine Umbauten sein, zum Beispiel nur eine Kiste zu drehen, um sie erst als Stuhl und dann als Badewanne bespielen zu können. Der Knall-Stern des Bühnenbildes ist ein Motiv, das auch im Kostüm wieder vorkommt. Die Zacken des Knalls sind auf weißen T-Shirts, die die Schauspieler*innen tragen, wenn sie selbst aktiv einen Plan gegen ihren Stress entwickeln. Es bindet sie als Gruppe zusammen, fast wie eine Band, als eine Gemeinschaft, die aktiv wird für ihre Interessen.